Alveran-Larp Forum - Forenspiel im Vorfeld von Reichsforst 2 (Fso)

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Vorlauf Geschichten aus dem Reichsforst 2

Forenspiel im Vorfeld von Reichsforst 2 (Fso)

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Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 16 Jun 2015 : 19:45:33 Uhr

Burg Wolfsfels, Baronie Immlingen, Rommilyser Mark, Mittelreich,
1. Ingerimm 1037 BF, Praiostag, am Abend

Decius Paligan fuhr mit der Zunge die Reihe seiner Schneidezähne entlang. Immer wieder bewegte sich seine Zungenspitze, wie unter einem inneren Zwang, zu der Stelle am Ende der Reihe, an der eine Ecke fehlte. Ein äußerlich kaum wahrnehmbarer Makel und doch war unfähig, ihn zu ignorieren. Ein Andenken, dass ihn immer wieder an seine Erlebnisse auf der Feste Sichelhorn erinnerte. Energisch presste er die Zunge gegen den Kiefer. Er hatte in der Zeit der Gefangenschaft mehr verloren als nur ein Stück seines Zahns. Und er war fest entschlossen, zurückzugewinnen, was man ihm genommen hatte. Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Ich bin ein Grande und Granden erdulden Demütigungen und Schmerzen nicht klaglos. Wir schlagen zurück. Das ist unser Recht, das Recht unserer Geburt.

Er zwang seine loyalen Gesichtsmuskeln zu einem glaubwürdigen Lächeln und wandte sich dann betont gelassen zu der einzigen anderen Person im Raum um. Corvina Salomé Kalando war der geistliche Beistand der Gesandtschaft und sie war seine Beichtmutter. Der göttliche Rabe gewährte ihr tiefe Einsichten in die Seelen der Menschen und es war beinahe unmöglich, etwas vor ihr verborgen zu halten. Doch an diesem Abend ließ ihre ernste, sorgenvolle Miene Decius vemuten, dass sie ihn wegen eines wichtigen Anliegens aufgesucht hatte und es diesmal zur Abwechslung einmal nicht um seine Probleme ging, sondern um ihre. "Was ist es, dass Ihr mit mir besprechen wolltet, Euer Gnaden?"

Don Decius Paligan - Grande, Gesandter Al'Anfas & Legat des Hauses Paligan (TW 2+3+4, Sil 4+5, RF 1+2+3, WB 1, ST 1+2+3, WK 5, HdS 1+2+3+3,5+4, CM 5.5, SuG 1+2+3, DGT, KB)
Tar Rivitoz - Seesoldat der Schwarzen Armada (KuT 2)
Knotas Klipp - Schiedsknecht der Rondrakirche (DSDB)
Darec Quent - Albernischer Renegat (LvT 8)
Darb Knipperdolling - Legendärer Wanderprediger der Bekenner-Sekte (PzE1)
NSC (Alrik vom Elgorshof, Olein Waldeswacht, Papageno Paligan) (PzE 2, PzE 3, CM 6)

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 17 Jun 2015 : 08:24:58 Uhr

Corvina hat dem Legaten Zeit gegeben sich zu sammeln. Wie stets wartet sie ruhig, aber aufmerksam, bis er sich ihr zuwendet. Hin und wieder hat sie überlegt, ob sie das mal nicht tun sollte; ob sie ihn zwingen sollte sich nicht zu verstellen. Aber sie ahnt, dass das mehr Schaden verursachen, als Nutzen bringen, würde. Oft genug hat sie Decius gesagt, dass er vor ihr kein Theater spielen muss; dass es ihm wahrscheinlich sogar gut tun würde, sich darum mal keine Gedanken zu machen und seine Kraft für sich selbst zu nutzen. Und gerade bei dem, was sie mit ihm besprechen muss, wird er Kraft brauchen. Noch einmal atmet sie durch und erwidert dann: „Es geht um den Brief, den seine Gnaden dyll' Tyrakos mir gesandt hat.“ Aufmerksam, aber alles andere als aufdringlich, blickt sie Decius an: „Wie geht es Euch?“ fügt sie nach wenigen Herzschlägen noch an.

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 17 Jun 2015 : 13:58:21 Uhr

Decius runzelte die Stirn. Der Zyklopäer? Hartnäckig und lästig wie ein Dorn in meinem Fleisch. Und ausgestattet mit einem Sendungsbewusstsein, dass selbst Amosh Tiljak vor Neid erblassen lassen würde. Er bemühte sich, einen ruhigen und zwanglosen Ton anzuschlagen. „Wie erfreulich, dass Ihr Nachricht von ihm erhalten habt. Und was geruhte seine Gnaden dyll' Tyrakos Euch mitzuteilen?“

Der Grande zögerte einen Augenblick, ehe er Corvinas Frage beantwortete. „Es ging mir schon besser“, gestand er dann widerwillig ein. „Das Jahr verlief nicht gerade erfolgreich. Die Meinungsverschiedenheit mit Don Goldo und die ... Entwicklungen in Wolfswacht, dann das Attentat in Mendena, die Ereignisse auf Uhdenwacht und meine Gefangennahme durch Tirato Zornbrecht...“ Sein Blick umwölkte sich bei der Erinnerung an die zurückliegenden Monde. „Es war kein gutes Jahr für mich, aber zum Glück“, er lächelte pflichtschuldig, „ist das Jahr bald zu Ende. Und so die Götter wollen wir 1038 BF eine glücklichere Zukunft für mich bereithalten.“ Ich bin vielleicht angeschlagen, aber noch lange nicht besiegt.

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 17 Jun 2015 : 21:45:27 Uhr

Die Geweihte nickt langsam, fast etwas zögernd. Nochimmer ist sie sich nicht wirklich sicher, ob es eine gute Idee ist, dem Gesandten den Inhalt des Briefs zu offenbaren. Er hat viel mitgemacht in den letzten Monden. Manches war zwar in Teilen selbstverschuldet, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Last schwer wiegt. Auf der anderen Seite muss sie ihm davon erzählen, wollen sie sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen treffen. "Er berichtet von weiteren Träumen, Euer Exzellenz", erwidert sie schließlich. Kurz huscht ihr Blick zu einer kleinen Sitzgruppe in der Ecke des Raumes: "Wollen wir uns vielleicht setzen?" ruhig, und zumindest bemüht die Sorge bestmöglich beiseite zu schieben, blickt sie Decius an.

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 17 Jun 2015 : 23:17:03 Uhr

Für den Bruchteil eines Herzschlags blitzte so etwas wie Furcht in Decius Blick auf, verschwand aber so schnell wieder, dass Corvina sich nicht sicher sein konnte, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Nach kurzem Zögern nickte der Gesandte zustimmend. „Gewiss, Euer Gnaden.“
Er bot seiner Beichtmutter einen Platz an und setzte sich dann selbst daneben. „Der ernste Tonfall Eurer Stimme lässt vermuten, dass Bishdariel dem Zyklopäer noch immer düstere Traumbildern überbringt. Gibt es Grund für uns, in dieser Sache besorgt zu sein?“

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 18 Jun 2015 : 09:18:53 Uhr

Erneut ist ein langsames Nicken Corvinas erste Reaktion: "Es tut mir leid, Euer Exzellenz, aber ... Ja, wir sollten uns über seine Traumbilder Gedanken machen." Still zieht sie das Schälchen auf dem niedrigen Tisch näher und entzündet ein wenig einer leicht beruhigenden Harz-Kräutermischung. Sie schweigt noch einige weitere Herzschläge und auch wenn sie sich bereits vorher, eigentlich seit sie den Brief des Zyklopäers erhalten hatte, überlegt, wie sie es erklären soll, fällt es ihr dennoch schwer passende Worte zu finden. "Er träumt weiterhin über Euch, Don Decius," beginnt sie schließlich, "Und seiner Beschreibung nach, handelt es sich nicht um die üblichen Macht- und Intrigen- ... spielereien; sondern um etwas weit bedrohlicheres. Ich wünschte, ich könnte Euch das ersparen, aber diese Dinge betreffen Euch persönlich und deshalb müsst Ihr sie kennen. Damit wir einen Weg finden können, etwas dagegen zu unternehmen. Die Geweihte atmet tief durch und wartet erstmal eine Reaktion des Legaten ab.

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 18 Jun 2015 : 12:23:33 Uhr

Decius Mund trocknete aus, er schmeckte den metallischen Geschmack der Angst, als er die tiefere Bedeutung von Corvinas Worten erfasste. Er nahm einige tiefe Atemzüge und inhalierte den harzigen Dampf. Nachdenklich wandte er den Kopf. "Können wir sicher sein, dass der Brief echt ist und keine Finte eines Feindes, um uns zu verunsichern und zu einer unbedachten Reaktion verleiten?" Er achtete darauf, in seiner Stimme keinen Verfolgungswahn mitschwingen zu lassen.

Haltung. Haltung ist überhaupt das wichtigste. Langsam beugte er sich auf seinem Platz vor, die Hände scheinbar entspannt vor sich auf dem Schoß gefaltet. "Ich bin gespannt zu erfahren, welche Traumgesichte dyll'Tyrakos empfangen hat. Und ich würde gerne Eure Meinung zu seinen ... Eindrücken hören."

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 18 Jun 2015 : 19:05:31 Uhr

Corvina zögert einige Herzschläge, holt dann aber das Schreiben hervor. "Es ist keine Schande hin und wieder auch mal Gefühle zuzulassen und zu zeigen, Euer Exzellenz. Das kann Euren Unterstützern wertvolle und notwendige Informationen geben." Für den Hauch eines Augenblicks huscht ein Lächeln über ihre Miene, aber schnell holt der Ernst der Situation sie wieder ein und sie reicht dem Legaten das Schriftstück. "Ich habe noch nicht viel selbst geschriebenes von seiner Gnaden Brayanokles gesehen und auch nicht speziell auf seine Schrift geachtet," gibt sie zu, "aber so weit ich es beurteilen kann, hat er den Brief selbst verfasst."

Die Geweihte lehnt sich etwas zurück und lässt Decius Zeit zum lesen. Hin und wieder mustert sie ihn und beobachtet besorgt seine Reaktion, während sie Boron stumm um Kraft für ihn bittet.

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 18 Jun 2015 : 22:01:53 Uhr

Sieh dich vor, raunten Goldos Worte durch Decius Gedächtnis, Gefühle sind die größte Schwäche von allen. Er bemühte sich, eine gleichmütige Miene beizubehalten. "Es ist nicht so, dass ich keine Gefühle habe, Euer Gnaden", er lächelte ohne echte Freude, "ich habe mir nur angewöhnt, jedes mögliche Anzeichen von Schwäche zu verbergen. Missversteht mich nicht, ich schätze Euren Rat hoch ein. Aber in meiner Position kann ich es mir nicht leisten, die Maske sinken zu lassen und meine Gefühle offen auszuleben." Meine Feinde warten nur auf ein Zeichen der Verwundbarkeit.

Für einen Augenblick beäugte er den Brief wie eine giftige Schlange. Dann hob er langsam die Hand und griff danach.

Ilmarjew
Moderator

2128 Beiträge

Erstellt am: 19 Jun 2015 : 21:09:19 Uhr

Der Brief trägt keine Siegel, aber die Handschrift des Lichtbringers wird den Legaten auf keinem Fall hinters Licht führen - was im Falle Brayanokles' auch nicht wirklich zu erwarten wäre.

"An Schwester Corvina, Beichtmutter von Don Decius Paligan und in Al'Anfa dem Schweigenden geweiht von S.G. Brayanokles Horathyon dyll'Tyrakos, Lichtbringer der Ordnung Bosparan in der Gemeinschaft des Lichts.

Schwester Corvina,

mit Entsetzen muss ich Euch mitteilen, dass mir, seit wir die Feste Uhdenwacht hinter uns gelassen haben, immer wieder höchst unangenehme Träume heimgesucht haben. Sie sind einander sehr ähnlich und deswegen schreibe ich Euch. Die Träume werden immer schlimmer. Ich befürchte, Seiner Exzellenz, Don Decius Paligan, steht etwas sehr Unangenehmes bevor.

Im Alptraum sah ich ihn, Don Decius, Er stand alleine da in einem dunklen Raum. Doch im Raum war es nicht stille. Tote Gestalten waren da und machten Lärm und Schmerz, unaussprechlicher Schmerz war nicht zu überhören. Und immer wieder erschien etwas, das den Legaten entführen wollte und ihm schrecklichen Leid antun will. Ob es aus eigenen Reihen kam oder nicht, das vermag ich nicht zu sagen.

Schwester Covrina, ich habe eine sehr schmerzhafte Vorahnung, dass der Legat nicht von seinen üblichen Feinden bedroht wird - keine Grandenstreitereien, sondern etwas viel Schlimmeres bedroht nicht nur sein Fleisch, sondern und vor allem seine Seele. Weicht nicht von ihm, er wird seine Beichtmutter mehr brauchen als je zuvor.

Bitte schreibt mir, was Euch in den letzten Wochen passiert ist. Ich kann nicht mit einer Abteilung der Sonnenlegion Euch zur Hilfe eilen, aber gerade im Gebet liegt viel Stärke.

PRAios erleuchte Euch auf Euren Wegen und BORon schenke Euch Ruhe.

Brayanokles H. dyll' Tyrakos,
Don. Lum. Ord. Bosp.

Geschrieben in der Kaiserstadt Gareth am I. Tage des Mondes der PERaine des Jahres MMDXXIX nach dem Erscheinen des Erzheiligen HOras"

Ilmarjew Woldurjenko, Magus der Schule der Beherrschung zu Neersand, Magier Erster Flamme vom Blutclan (Nos 2, 4, 6 & 7, Hai 2, LvT 4, 8, 9 & 10 & SdB 4)
Brayanokles Horathyon A'Sphareïos dylli Tyrakos, Donator Lumini Ordinis Bosparanis (Nos 8, OL 1 & 2, Ise 1, SG 4 & 5, SdB 2 & 3 & ST 1) Luminifer Ordinis Bosparanis (KuT 2, ST 2 & 3, ST 2 & 3, PzE 1 & 3 & RF 3)
NSC (SL 2)
Orga (PzE 1, 2, 3 & 3.5)

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 19 Jun 2015 : 22:43:24 Uhr

Nachdem Decius den Brief zu Ende gelesen hatte ließ er das Blatt sinken und blickte Corvina aus leicht zusammengekniffenen Augen an. "Unaussprechlicher Schmerz? Schreckliches Leid? Eine Bedrohung meiner Seele..." Er unterdrückte ein Schaudern. "Düstere Worte, die die Fantasie beflügeln", erklärte er langsam und täuschte vor, sein sichtbares Erschrecken sei nur das äußere Anzeichen eines Gedankenblitzes gewesen.

Er ballte die Hand zur Faust und das Papier knirschte zwischen seinen Fingern. "Sollte ich jemals in Gefahr geraten, nachts noch ein wenig Schlaf zu finden - trotz all der Sorgen, die meinen Geist aufwühlen - werde ich mich mit Freuden an die Zeilen des Zyklopäers erinnern", flüsterte er mit bitterer Ironie. Kurz kämpfte er mit dem Drang, den Brief in viele kleine Fetzen zu zerreißen. Dann war der Augenblick vorüber. Er strich das Blatt sorgfältig und gab es seiner Beichtmutter zurück. "Ist dieser Traum die Warnung vor einer möglichen Zukunft, die sich noch verhindern lässt oder die Ankündigung eines unausweichlichen düsteren Schicksals?"

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 20 Jun 2015 : 09:35:09 Uhr

"Das ist nicht mit Sicherheit zu sagen, Euer Exzellenz. Ich vermute, es ist eine Warnung, vor einer aufkommenden Gefahr. Das Wissen darum gibt uns aber Zeit uns darauf einzustellen," erwidert Corvina ruhig und nimmt das Schriftstück wieder an sich. "Ich werde versuchen Euch die Deutungen zu erleutern, die ich bisher für möglich halte." Einige Momente vergehen, während denen die Geweihte ihre Gedanken sortiert.

"Wir können die Träume bildlich verstehen. Das heißt, diesen Raum gibt es wirklich. Diese Gestalten gibt es wirklich. Und jemand, oder etwas wird versuchen Euch dorthin zu bringen. Dem könnte man mit konstanter Bewachung entgegenwirken.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass es sich bei dem Raum um eine Traumwelt handelt. Hier könnten Euch Meditation und Konzentrationsübungen im voraus helfen, dies zu erkennen und Euch dagegen zu wehren. So es Borons Wille ist, vermag ich einen Traum zu sichten, den Träumer dort zu finden und ihm wenn nötig zu helfen. Dies ist nicht ohne Risiko und deshalb nur ein letzter Ausweg."

Corvina lässt die Worte einige Herzschläge im Raum stehen, bevor sie fortfährt: "Man kann die Bilder der Träume auch symbolisch betrachten. Hier könnte der Raum Euer eigener Geist sein. Die toten Gestalten, die Euch quälen, wären Erinnerungen vergangener, unangenehmer Erlebnisse. Sie schwächen Euren Geist, öffnen ihn für finstere Einflüsterungen, die schlussendlich nach Eure Seele greifen. In dem Fall wäre die Traumbilder bereits dabei sich zu zeigen.
Ihr wisst was ich davon halte, Don Decius, dass Ihr Eure Ängste, Eure Gefühle, selbst vor mir versteckt und bewusst verschleiert. Es macht es unglaublich schwierig Euch zu helfen und manches Mal fürchte ich, Euch unwissentlich vielleicht gar zu schaden, sollte ich etwas falsch interpretieren oder nicht erkennen. Ihr habt durchaus recht; Gefühle und Ängste können von anderen ausgenutzt werden, wenn diese Euch nicht wohlgesonnen sind. Aber sie verschwinden auch nicht, wenn Ihr sie hinter einer Maske versteckt. Offen gezeigt, können sie Euch äußerlich schwächen; verborgen, schwächen sie Euch von innen. Ich kann Euch nur raten, findet jemanden, dem Ihr vertrauen könnt, bei dem Ihr Euch nicht verstecken müsst und wo Ihr Ihr selbst, ohne Maske, sein könnt. In Anbetracht dieser Träume ist das wichtiger denn je und gemeinsam mit anderen werdet Ihr viel stärker sein, als allein."

Mit diesen Worten beendet die Boroni ihre Erklärung und atmet erstmal tief durch. Es kommt selten vor, dass sie so viel am Stück redet. Gern würde sie dem Legaten noch etwas aufmunterndes sagen, aber ihr fällt nicht wirklich etwas ein. "Ihr seid nicht allein, Don Decius," sagt sie stattdessen, "...Ihr müsst es nur zulassen."

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Bearbeitet von: Shalyriel am: 20 Jun 2015 23:45:53 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 20 Jun 2015 : 20:20:01 Uhr

Decius setzte zweimal zum Sprechen an und schloß den Mund dann wieder. Er wollte Corvinas Mahnung mit einer unverbindlichen Floskel abtun, aber er brachte sie nicht über die Lippen. Die Worte seiner Beichtmutter hatten ihn mehr aus dem Konzept gebracht, als er sich eingestehen wollte. Er schaute sich aufs Geradewohl im Zimmer um und suchte dabei nach einer passenden neutralen Bemerkung, mit der er seine Fassung wiederfinden konnte. Die Worte, die er schließlich aussprach, waren dazu wenig geeignet. Aber sie waren die Wahrheit.

"Ich habe Angst."

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 20 Jun 2015 : 21:05:18 Uhr

Für den Bruchteil eines Augenblicks blitzt Überraschung in den Augen der Geweihten auf. Diese Worte des Legaten kamen unerwartet. Sie nickt leicht und erwidert ruhig: "Das ist nur natürlich, Euer Exzellenz. Und ... bei allem Respekt, aber ... ich würde Euch einen Narren heißen, hättet Ihr das nicht," kurz stiehlt sich ein Lächeln auf ihre Miene. "Angst ist nicht schlimm, Don Decius. Versucht sie zu akzeptieren und zu verstehen. Sobald Ihr Eure Ängste kennt, können wir daran arbeiten Wege zu finden, die Euch die Kontrolle darüber überlassen." Corvina schweigt einige Herzschläg; lässt die Informationen ankommen, bevor sie fragt: "Möchtet Ihr das versuchen?"

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 20 Jun 2015 : 22:16:05 Uhr

Decius zögerte. Er wollte die Kontrolle über seine Ängste zurückgewinnen, doch es fiel ihm nicht leicht, dabei auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Er käpfte mit sich. Irgendwie, wenn auch widerwillig, glaubte er der Borongeweihten. Vielleicht lag es an der ruhigen Gewissheit, mit der sie gesprochen hatte. Es war, als wohnte ihren Worten eine tiefere Wahrheit inne, eine Wahrheit, die ein gutes Stück über das hinaus ging, was er allein mit dem Verstand erfassen konnte. Die Kraft Borons ist stark in ihr.

Ruckartig richtete er sich zu voller Größe auf und erwiderte den Blick seiner Beichtmutter. "Euer Rat hat mich niemals getrogen. Ich will versuchen, was Ihr vorschlagt." Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. "Aber Ihr werdet mit niemandem darüber sprechen, auch nicht mit Eurem Bruder." Niemand wird von meiner Schwäche erfahren.

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 20 Jun 2015 : 23:44:57 Uhr

Kurz runzelt Corvina die Stirn. Nicht weil sie vor gehabt hätte mit jemandem darüber zu sprechen, sondern weil so etwas überhaupt in Betracht gezogen wurde. Sie legt dem Legaten sacht eine Hand auf die Schulter, schenkt ihm ein ruhiges, zuversichtliches Lächeln und erwidert: "Natürlich nicht, Euer Exzellenz."

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 21 Jun 2015 : 13:43:23 Uhr

Hotel Seelander, Reichsstadt Gareth, Königreich Garetien, Mittelreich,
15. Rahja 1037 BF, Feuertag, am Morgen

Decius Paligan marschierte unruhig in dem weitläufig geschnittenen Zimmer auf und ab, blieb dann aber abrupt stehen, als Fiorenzo Ramon Nobleza eintrat. Er wandte sich seinem gesellschaftlichen Berater zu und fixierte diesen mit starrem Blick. Die rotgeäderten Augen und das blasse, leicht aufgedunsene Gesicht des Gesandten ließen erkennen, dass die Nachwirkungen der ausschweifenden Feier der vergangenen Nacht noch schwer auf ihm lasteten. Er bedeutete Fiorenzo näher zu kommen. "Du weißt, warum ich dich habe rufen lassen?"

Cervantez
neues Mitglied

24 Beiträge

Erstellt am: 22 Jun 2015 : 09:06:17 Uhr

Müde und ungeschminkt hob Fiorenzo sein Blick, während er sich die Stirn rieb, als könnte er die Nachwirkungen des Weines damit vertreiben. "Decius... Müssen wir schon am frühen Morgen über Geschäfte sprechen?" Er ließ sich wie ein nasser Sack in den Ohrensessel fallen. Als er in Decius' Blick erkannte, dass dieser es tatsächlich ernst meinte, erinnerte er sich an den alten Spruch, den er von Decius gelernt und an den er diesen selbst schon einige Male erinnert hatte: Haltung ist überhaupt das wichtigste. Gerade im Sessel angekommen richtete er sich also hastig wieder auf und strich sich den Gehrock glatt. "Also gut, " begann er, als er bemerkte, dass sein apruptes Aufstehen seinem Magen nicht gut tat. "Was kann ich - " Mühsam schluckte er und verzog das Gesicht. "Was kann ich für dich tun, mein Lieber?"

Rhys Caelman, albernischer Leibdiener - LvT8
Fiorenzo Ramon Nobleza, Berater des al'anfanischen Legaten - TW2-4, SilG4-5, RF1-2, SilT
Emano Perval, Offizier der Schwarzen Armada - KuT2

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 22 Jun 2015 : 16:31:35 Uhr

Decius Miene verdüsterte sich. "Stell dich nicht ahnungslos! Diago hat mir alles berichtet. Du hast mich verraten!" Er gestikulierte wild vor Fiorenzo in der Luft. "Wie soll ich dich bei meinen geheimsten Plänen ins Vertrauen ziehen, wenn ich mich nicht darauf verlassen kann, dass du meine Geheimnisse für dich behältst?!"

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 22 Jun 2015 : 17:06:13 Uhr

Diago Delazar stand bewegungslos und scheinbar unbeteiligt in einer Ecke des Raums. Seine Züge glichen einer ausdruckslosen Maske, aber bei den Worten des Legaten glitzerten seinen Augen in grimmigem Triumpf.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Cervantez
neues Mitglied

24 Beiträge

Erstellt am: 22 Jun 2015 : 19:26:22 Uhr

Wie von einem Stein getroffen taumelte Fiorenzo einen Schritt rückwärts und fiel wieder in den Sessel. Seine Gedanken rasten. Was war geschehen? Mit wem hatte er gestern gesprochen und über was? Die Bruchstücke seiner Erinnerung wollten sich einfach nicht zu einem klaren Bild formen. Er hatte viel getrunken, das war ihm klar. Zuviel, wenn er ehrlich war. Aber selbst im Rausch würde er doch wohl kaum Decius verraten. Oder doch? Ohne ihn war er nichts. Diago. Wo war Diago während der Feier? Er hatte ihn nur kurz gesehen. Das musste sein Werk sein. Ganz gewiss!

Er schnappte nach Luft, setzte mehrfach zu einer Erklärung an und hörte sich selbst dabei zu, wie nur hilflos gestammelte Wortfetzen seine Lippen verließen.

Rhys Caelman, albernischer Leibdiener - LvT8
Fiorenzo Ramon Nobleza, Berater des al'anfanischen Legaten - TW2-4, SilG4-5, RF1-2, SilT
Emano Perval, Offizier der Schwarzen Armada - KuT2

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 23 Jun 2015 : 09:20:16 Uhr

Decius spürte, wie sich sein Zorn mit Paranoia paarte, neue Nahrung fand und heiß aufloderte. Das halbherzige Bemühen Fiorenzos, nach Ausflüchten zu suchen, wirkte wie ein Eingeständnis seiner Schuld. Sein Günstling versuchte nicht einmal ernsthaft seine Schuld zu leugnen. Er trat drohend noch einen Schritt näher auf Fiorenzo zu und hob wütend die Arme. "Meine Feinde lauern nur auf einen Moment der Schwäche und du kennst meine Prinzipien. Das ist keine Frage der Sympathie, sondern der Loyalität. Du weißt, dass es unverzeihlich ist, mich zu hintergehen, weil es nichts und niemanden gibt, der dich vor der Vergeltung eines Granden beschützen kann.“ Seine Stimme wurde von Satz zu Satz lauter. "Hältst du dich für unersetzbar? Glaubst du etwa, ich würde bei dir eine Ausnahme machen?!"

Cervantez
neues Mitglied

24 Beiträge

Erstellt am: 24 Jun 2015 : 08:31:15 Uhr

Wie in Watte gepackt hörte Fiorenzo Decius tosende Stimme. Die Arme des Legaten, die zorneserfüllt duch die Luft flogen, bewegten sich wie in zähem Honig.

Er war verloren. Ruiniert. Am Ende. Er wollte weinen, betteln und flehen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht und so blieb ihm nur, seinem eigenen Untergang zuzusehen. Er rechnete mit dem Schlimmsten.

Rhys Caelman, albernischer Leibdiener - LvT8
Fiorenzo Ramon Nobleza, Berater des al'anfanischen Legaten - TW2-4, SilG4-5, RF1-2, SilT
Emano Perval, Offizier der Schwarzen Armada - KuT2

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 24 Jun 2015 : 13:43:07 Uhr

Nach Atem ringend ließ Decius die Arme langsam sinken. Als er weitersprach war seine Stimme leiser, aber um nichts weniger zornerfüllt. "Vielleicht war ich in der Vergangenheit zu nachsichtig mit dir. Ich habe dir Vertrautheiten und Privilegien gewährte, die kein anderes Mitglied meines Stabes zur Verfügung hat. Womöglich hat dich das vergessen lassen, welche Verpflichtungen du dem Mann schuldest, der all diese Wohltaten über dich ergießt."

Er stieß mit dem Zeigefinger in Fiorenzos Richtung. "Du hast mich enttäuscht und in mir ernsthafte Zweifel geweckt, ob du den Platz verdienst, den du als einer meiner engsten Berater inne hast. Wir werden in Kürze nach Wolfswacht aufbrechen. Dort werde ich dich meiner Base Bellana als persönlichen Gubernator zuweisen. Du wirst ihr im Namen des Hauses Paligan dienen und all ihre Stimmungen und Wutanfälle ertragen. Du wirst dich nach der liebenden Hand sehnen, die du so sorglos verraten hast. Aber diesmal werde ich keine Nachsicht zeigen. Ich überlasse dich ihren Launen und zwar so lange, bis du bewiesen hast, dass du dich rehabilitiert hast. Erst wenn du gezeigt hast, dass du wieder ein nützlicher und vertrauenswürdiger Gefolgsmann bist, wirst du an meine Seite zurückkehren."

Nach den letzten Worten wandte sich der Grande ruckartig ab. Ohne Fiorenzo eine Gelegenheit zur Erwiderung zu geben, stürmte er aus dem Raum.

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 24 Jun 2015 : 14:04:53 Uhr

Diago begegnete Fiorenzos Blick und zeigte ein raubtierhaftes Zähnefletschen. "Meinen Glückwunsch zu deiner unerwarteten Beförderung, Gubernator Nobleza. Wie schade, dass Donna Bellana keine Flöte hat, auf der du blasen kannst. Aber ich bin sicher, du wirst sie schon bald mit Freuden Domina nennen." Er deutete einen spöttischen Salut an und ließ dann den noch immer fassungslosen Fiorenzo allein im Raum zurück. Innerlich triumphierte er, aber er mahnte sich auch zur Vorsicht. Er hatte diese Schlacht gewonnen, aber er wusste auch, dass in dem Wettstreit, der ihn seit Jahren mit Fiorenzo verband, jenem schwelenden und immer wieder auflodernden Kampf, um die Gunst des Legaten sowie Macht und Einfluss innerhalb der Gesandtschaft, das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Er hatte Fiorenzo schon mehrfach unterschätzt, aber der Geck war sehr viel zäher, als es auf den ersten Blick schien. Es war nicht auszuschließen, dass es ihm gelang, sich von dieser Niederlage wieder zu erholen - und dann würde er versuchen, sich zu rächen.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

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