Alveran-Larp Forum - Forenspiel im Vorfeld von Reichsforst 2 (Fso)

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Vorlauf Geschichten aus dem Reichsforst 2

Forenspiel im Vorfeld von Reichsforst 2 (Fso)

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Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 01 Apr 2015 : 17:00:43 Uhr

Familia supra omnia

»Es gibt zwei Arten von Menschen: die Paligan und diejenigen, die den Paligan dienen.«
- Alara Paligan von Gareth, Kaiserinwitwe

Dieser Bereich dient der Beschreibung des IT-Geschehens vor dem Beginn von Reichsforst 2, insbesondere für die Mitglieder der alanfanischen Gesandtschaft des Hauses Paligan.

Es handelt sich um eine Fortsetzung der Handlungsstränge aus folgenden vorangegangenen Forenspielen:

- Amat victoria curam (http://www.alveran-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2211)
- Bestia bestiam novit (http://www.alveran-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2249)
- Canis mortuus non mordet (http://www.alveran-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2305) (mit Nachspiel O tempora, o mores (http://www.alveran-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2346))
- Dies ater (http://www.alveran-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2402)
- Exitus acta probat (https://www.aventurien-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2537) (mit Nachspiel Sol omnibus lucet (https://www.aventurien-larp.de/forum/topic.asp?TOPIC_ID=2644))

Die Beteiligung weiterer Spieler ist (nach Absprache) jederzeit herzlich willkommen.

Dramatis Personae

Don Decius Paligan – Grande, Al’Anfanischer Gesandter und Legat seiner vizeköniglichen Hoheit Goldo Paligan im Mittelreich

Junivera Winterkalt - Rechtsgelehrte aus Gareth, Juristische Beraterin des Gesandten

Amato Ugolinez-Paligan - Grande, Ehemaliger Praefectus Ludi im Hohen Rat der Zwölf, Vertrauter des Protectors Oderin du Metuant

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Gesandten

Capitan Ernesto Hesindobal - Offizier aus dem Stab des Großadmirals des Schwarzen Armada

Tirato Zornbrecht - Grande aus Al'Anfa

Quintilian Kalando-Paligan – Grande, Seekriegszauberer der Schwarzen Armada, Vetter des Gesandten

Amira Lucilla Montillado - eine Magierin aus Al'Anfa, Leibmagierin des Gesandten

Corvina Salomé Kalando – Jüngerin des Raben, Boron-Geweihte des Al’Anfanischen Ritus, Geistlicher Beistand des Gesandten, Quintilians Schwester

Adario, der schwarze Don - ein Held der Arena, Gladiator im Ruhestand, Champion des Gesandten

Fiorenzo Ramon Nobleza – Lebemann mit exotischen Vorlieben, Günstling und Gesellschaftlicher Berater des Gesandten

Don Decius Paligan - Grande, Gesandter Al'Anfas & Legat des Hauses Paligan (TW 2+3+4, Sil 4+5, RF 1+2+3, WB 1, ST 1+2+3, WK 5, HdS 1+2+3+3,5+4, CM 5.5, SuG 1+2+3, DGT, KB)
Tar Rivitoz - Seesoldat der Schwarzen Armada (KuT 2)
Knotas Klipp - Schiedsknecht der Rondrakirche (DSDB)
Darec Quent - Albernischer Renegat (LvT 8)
Darb Knipperdolling - Legendärer Wanderprediger der Bekenner-Sekte (PzE1)
NSC (Alrik vom Elgorshof, Olein Waldeswacht, Papageno Paligan) (PzE 2, PzE 3, CM 6)

Bearbeitet von: Räuberwald am: 23 Jun 2015 09:19:48 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 02 Apr 2015 : 16:13:40 Uhr

Prolog

Feste Sichelhorn, am Rande der Roten Sichel, Mark, Bornland,
Anfang Peraine 1037 BF, in der Dunkelheit

Ruhe. Frieden. Vergessen.

Die gnädigen Gaben Borons.

Mit dem Erwachen kam der Schmerz. Und die Kälte. Und die Furcht. Und ... Durst.

Der Mann zwang sich, seine Konzentration ganz auf dieses eine Bedürfnis zu richten, in der Hoffnung, die anderen, schlimmeren Gedanken damit zumindest für den Moment auf Abstand halten zu können.

Er stöhnte heiser auf und versuchte seine steifen Glieder zu bewegen. Im dritten Anlauf gelang es ihm, sich, auf Hände und Knie gestützt, in hockende Haltung zu erheben. Es ist nicht weit. Mühsam kroch er zur Fensterseite der Zelle, wo sich nach dem letzten Regen eine kleine Pfütze gebildet hatte. Der Anblick ließ seinen Magen rebellieren. Aber am Ende war der Durst stärker.

Durch das schmale, vergitterte Fenster über seinem Kopf fiel silbriger Mondschein und verwandelte die kleine Wasserfläche in einen trüben Spiegel. Er betrachtete das düstere Spiegelbild. Sein Gesicht sah furchtbar aus. Ein Auge war angeschwollen, und unter der Nase klebte getrocknetes Blut. Seine Lippen teilten sich zu einem bitteren, schmerzerfüllten Lächeln. So wie er jetzt aussah, würde kaum jemand den stolzen, stets aufwendig ausstaffierten Gesandten des Al’Anfanischen Imperiums wiedererkennen.

Decius Paligan schlang die Arme um den Leib. Die Kälte ließ ihn zittern. In südlicheren Regionen hatte der Frühling längst Einzug gehalten, aber hier an den nördlichen Ausläufern der Roten Sichel waren die Nächte noch immer eisig kalt. Kalt. Winterkalt. Seine Gedanken versuchten der düsteren Gegenwart zu entfliehen und für einige Augenblicke versank er in der Erinnerung, an einen anderen Tag. Es lag erst wenige Monde zurück und doch erschien es ihm nun fern, wie aus einem anderen Leben...

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 03 Apr 2015 : 19:05:54 Uhr

Rückblick 1

Schloss Perringrund, Markgräflich Perrinmarsch, Markgrafschaft Perricum, Mittelreich,
2. Firun 1037 BF, Windstag, am Vormittag

Eine firunische Kälte lag über dem Perricumer Land. Mehrere Tage hatte es fast ununterbrochen geschneit, aber am Morgen war der Himmel aufgeklart und der neblige Dunst begann sich aufzulösen. Die Praiosscheibe brachte die schneebedeckten Wälder und Hügel in ihrer ganzen winterlichen Pracht zur Geltung. Der Ausblick, der sich vom Südturm des Schlosses Perringrund bot war beeindruckend, aber Decius Paligan hatte keinen Blick für die Schönheit der Winterlandschaft. Seine Aufmerksamkeit lag allein auf dem Mann, der ihm gegenüberstand.

Der Bote im Wappenrock des Ritterguts Wolfswacht schien sich in seiner Haut sichtlich unwohl zu fühlen, als er den Brief überreichte, der das persönliche Siegel von Bellana Eichenherz-Paligan trug. Und je länger der Al'Anfaner mit ausdrucksloser Miene den Inhalt studierte, desto mehr schien die Nervosität des jungen Mannes zuzunehmen.

Decius musterte ihn ungnädig. „Du kennst den Inhalt dieses Schreibens?“

Der Bote schüttelte hastig den Kopf.

„Aber du hast eine Vermutung worum es geht?“

Der Bote rang sich ein zögerliches Nicken ab.

„Hat deine Herrin, meine geschätzte Verwandte, dir über diesen Brief hinaus noch eine Mitteilung für mich mitgegeben?“

Der Bote schluckte. „Sie sagte ... nun, einige heftige und unüberlegte Dinge. Offenbar macht sie Euch für einige ungünstige … Entwicklungen der letzten Zeit verantwortlich.“

Decius kniff bei diesen Worten die Lippen zusammen. Aber sicher. Wer sonst könnte daran die Schuld tragen. Er entließ den Mann mit einer beiläufigen Handbewegung. „Es ist gut, du kannst gehen.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 04 Apr 2015 : 14:06:30 Uhr

Noch immer auf Bellanas Brief starrend ließ Decius sich auf das große Bett sinken. Wohin ich auch gehe, die Probleme warten immer bereits auf mich.

Ein weiteres mal überflog er die Zeilen in der schwungvollen, ausladenden Handschrift der Grandessa. In einer Sache lag Bellana zweifelsohne falsch. Saranya hatte Wolfswacht sicher nicht aus freiem Willen verlassen oder war gar geflüchtet, um ein Leben in Freiheit zu suchen. Das Mädchen würde das Haus Paligan niemals verraten, das ließ ihr Sinn für Treue und Loyalität gegenüber ihren Herren nicht zu. Ein Grundsatz, der ihr von klein auf anzogen worden war, tiefer eingebrannt, als jedes sichtbare Brandzeichen.

Womöglich war Saranya entführt worden, um Druck auf die neue Herrschaft von Wolfswacht auszuüben. Oder irgendein selbsternannter Sklavenbefreier hatte sie als sein Opfer auserkoren. Aber all das änderte nichts daran, dass Bellana überaus ungehalten und offenkundig mit der Beherrschung der Situation überfordert war. Die naheliegende Lösung wäre, einen Regentschaftsrat einzusetzen, der sie in allen Dingen der Herrschaftsführung und der Lehensverwaltung beriet und unterstützte. So könnte sie in aller Ruhe, in ihr neues Amt hineinwachsen. Bedauerlicherweise würde Bellana von dieser Lösung wenig begeistert sein, schon gar nicht, wenn er sie ihr in einem Brief vorschlug. Das würde sie nur noch wütender machen. Ich muss diese Angelegenheit in Ordnung bringen, bevor sie zu einem ernsthaften Problem wird.

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 05 Apr 2015 : 19:16:48 Uhr

In Gedanken überschlug Decius die Optionen. Über seine Lippen spielte ein Lächeln voll bitterer Ironie. Es braucht jemanden der zuverlässig ist, der die Lage vor Ort kennt und dem zuzutrauen ist, mit Bellana und ihren Launen fertig zu werden. Wen auch immer ich aus meinem Beraterstab nach Waldwacht schicke, er wird mir bei den anstehenden Vorhaben fehlen. Ausgerechnet jetzt.

Mit einem frustrierten Seufzer erhob er sich und warf den Brief ins Kaminfeuer. Mit schnellen Schritten durchmaß er den Raum und öffnete die Tür.

Im Vorzimmer standen drei seiner Berater, Capitan Diago Delazar, Fiorenzo Ramon Nobleza und die Rechtsgelehrte Junivera Winterkalt, in ein halblautes Gespräch vertieft. Bei seinem Eintreten blickten sie auf. Decius wandte sich der Treppe zum steinernen Innenhof zu. „Winterkalt, begleitet mich ein Stück. Wir müssen reden.“

Thalia86
Junior Mitglied

76 Beiträge

Erstellt am: 06 Apr 2015 : 20:27:54 Uhr

„Gewiss Exzellenz“, antwortete die Advokatin und nickte den beiden Herren, mit welchen sie eben noch im Gespräch war, zu.

Unauffällig musterte sie den Gesichtsausdruck des Gesandten, während sie Richtung Innenhof schritten. Für den ungeschulten Beobachter wäre es ein unverbindliches Lächeln gewesen, aber Junivera reiste nun schon lange genug mit der Gesandtschaft, um zu wissen, dass ihn etwas ärgerte.

Gespannt schritt sie neben ihm her. Vorsichtig setzte sie an:“Wie kann ich euch dienen, Exzellenz?“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 07 Apr 2015 : 09:46:55 Uhr

Decius holte Luft als Ersatz für die Entschlossenheit, die er nicht verspürte. "Ich schicke Euch mit einem Sonderauftrag nach Waldwacht." Und ich hoffe, ich werde es nicht bereuen. Der Zeitpunkt ist alles andere als günstig.

Er sprach langsam weiter, um Junivera die Gelegenheit zu geben, die Nachricht zu verdauen. "Es sind einige Dinge vorgefallen und Ihr müsst dort an meiner Stelle nach dem Rechten sehen. Ich möchte, dass ihr so rasch wie möglich aufbrecht. Diago wird Euch zwei von seinen Leuten mitgeben, die für Eure Sicherheit sorgen."

Thalia86
Junior Mitglied

76 Beiträge

Erstellt am: 08 Apr 2015 : 16:09:42 Uhr

Waldwacht –Bellana.

Ein Zucken fuhr um die Mundwinkel der Rechtsgelehrten. Sie hatte nach ihrem Besuch an diesem verwunschen Ort gehofft, den selbigen nicht so bald wieder zu sehen. Der Gedanke auf die Annehmlichkeiten zu verzichten, welche das Reisen mit der Gesandtschaft mit sich brachte und an die sie sich recht schnell gewöhnt hatte, lies sie die Stirn runzeln. Sie mochte den Ort nicht sonderlich und noch weniger die Frau, welche diesen nun regierte.

„Was wünscht ihr, was ich für euch an diesem Ort tun soll, Exzellenz?“ fragte sie und schob dann nach, „Von welcher Natur ist dieser Sonderauftrag?“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 09 Apr 2015 : 09:00:27 Uhr

"Ihr erinnert Euch sicher an Saranya, mein langjährige ... Leibdienerin. Ich habe sie Bellana überlassen, als Hochzeitsgeschenk." Und eines Tages wird Bellana dafür bezahlen, dass sie mich dazu gezwungen hat. Er neigte betrübt den Kopf. "Ich habe eine Nachricht aus Waldwacht erhalten. Saranya ist spurlos verschwunden. Meine Verwandte ist außer sich vor Zorn. Sie glaubt, das Mädchen wäre davongelaufen." Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat er die absurde Vorstellung als das ab was sie war. "Das ist natürlich Unsinn. Saranya würde so etwas niemals tun. Aber es ist wichtig, dass Bellana in ihrer Aufregung nichts unüberlegtes tut." Er suchte Juniveras Blick. "Bellanas Herrschaft über das Lehen ist noch frisch, noch nicht ausreichend gefestigt. Jemand muss sie beraten und falls nötig von politisch unklugen Entscheidungen abbringen. Jemand mit guter Kenntnis der Region und der örtlichen Rechtsvorschriften."

Decius atmete durch und seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich. "Es ist möglich, dass meine Feinde hinter dieser Sache stecken. Sie lassen keine Gelegenheit ungenutzt, mir und meinen Zielen zu schaden. Aber ich glaube nicht, dass Ihr in Gefahr seid, wenn Ihr nach Waldwacht geht. Wenn ich glauben würde, meine Feinde hätten es auf Euch abgesehen...", dann würde ich mir eine Methode ausdenken, um Euch als Köder zu benutzen. "... dann würde ich Euch nicht bei diesem Wetter auf ein solche Reise schicken."

Thalia86
Junior Mitglied

76 Beiträge

Erstellt am: 09 Apr 2015 : 20:10:08 Uhr

"Leibdienerin" Als ob ich nicht wüsste was Saranya wirklich ist...

"Das Saranya verschwunden ist betrübt mich zu hören. Selbstverständlich wäre das treue Kind niemals aus freien Stücken fortgelaufen", sagte Junivera mit ruhiger Stimme und fügte in Gedanken hinzu: "Obwohl, wenn es jemand schafft, auch den ergebensten Sklaven zur Flucht zu treiben, dann Bellana."
Als der Gesandte ihren Blick suchte, schaute sie ihm fest in die Augen:"Wenn es euer Wunsch ist, gehe ich nach Waldwacht und werde eurer Anverwandten treu dienen und sie redlich Beraten, wie ich es auch bei euch stehts getan habe, Exzellenz." "Aber, ihre Stimme wurde ungewohnt scharf, "ich werde nicht Saranyas Platz einnehmen."

"Wenn ihr glauben würdet, mir drohe keine Gefahr, so würdet ihr mir wohl kaum zwei Männer zum Schutz mitgeben.", sprach die Advokatin weiter. Auch wenn die größte Gefahr für mich vermutlich Bellana selber sein wird. "Nun, an dem Tag, an dem ich in eure Dienste trat, habt ihr mich über etwaige Risiken bereits aufgeklärt und ich bin mir bewusst, dass eure Feinde auch meine Feinde sind."

"Wir sollten über die Befugnisse reden, welche ich in Waldwacht haben sollte, damit ich die Herrin des Lehens gut unterstüzten und von.....Fehlern aus Unerfahrenheit abhalten kann." Junivera atmete einmal tief durch und fügte dann geschäftsmäßig hinzu:" Das ganze sollte dann schriftlich festgehalten und von euch unterzeichnet werden."

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 10 Apr 2015 : 15:20:46 Uhr

Decius tat so, als müsste er diese Forderung ernsthaft überdenken und runzelte gekünstelt die Stirn. Dann nickte er langsam. "Ihr werdet Eure Befugnisse erhalten. In schriftlicher Form. Mit meiner Unterschrift."

Er spreizte seine Finger und zog sie wieder zusammen. "Die ganze Sache ist ein wenig kompliziert, dann formal habe ich keinerlei offizielle Befugnisse in Waldwacht. Bellana ist die rechtmäßige Herrin von Gut und Dorf." Er legte eine wohldosierte Pause ein. "Aber ich bin der Legat des Hauses Paligan im Mittelreich und ich entscheide über jede Dublone, die aus dem Imperium nach Waldwacht geschickt wird. Ich werde Bellana wissen lassen, dass es zu bedauerlichen Verzögerungen beim Fluss der Münzen kommen wird, sollte sie sich Euren Ratschlägen gegenüber als uneinsichtig erweisen." Er lächelte sardonisch. "Bellana liebt den Luxus und die Einnahmen ihres Lehens sind bestenfalls", er zögerte; nach dem Zucken seiner Lippen zu urteilen korrigierte er mindestens zweimal seine Wortwahl, "... überschaubar. Ich bin sicher, sie wird sehr schnell begreifen, was es bedeutet, wenn aus Al'Anfa kein Gold mehr zu ihr gelangt." Und ich bin froh, dass ich nicht dort sein werde, um ihren Wutausbruch mitzuerleben.

Decius musterte die Advokatin mit einem prüfenden Blick. Es ist keine Aufgabe für die sich irgendjemand freiwillig melden würde, aber sie ist die beste Wahl dafür. Sie hat das Zeug dazu mit Bellana fertig zu werden, kein Zweifel. "Seid so gut und richtet meiner Cousine von mir aus, dass ich ihr in inniger Zuneigung verbunden bin. Ihr umsichtiges Handeln nach dem tragischen Verschwinden ihres Gemahls erfüllt mein liebendes Herz mit Stolz und Freude. Und natürlich freue ich mich darauf, sie schon bald persönlich in Waldwacht besuchen zu können."

Der Grande straffte seine Gestalt. "Ich bedauere, dass ich selbst in den nächsten Wochen auf Eure Expertise und Euren Rat verzichten muss", sagte er und brachte dann zu seiner eigenen Überraschung ein ehrliches Lächeln zustande. "Ihr werdet mir fehlen, Winterkalt."

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 12 Apr 2015 : 19:10:24 Uhr

Die Gegenwart

Feste Sichelhorn, am Rande der Roten Sichel, Mark, Bornland,
Anfang Peraine 1037 BF, in der Dunkelheit

Ihr werdet mir fehlen, Winterkalt...

Die Erinnerung schwand wie ein in Dunst gehüllter Traum. Die trostlose Wirklichkeit kehrte mit ihrer gesamten unerbittlichen Konsequenz zurück. Decius verlagerte das Gewicht und lehnte sich an die steinerne Wand. In seiner momentanen Situation wäre er für jede Gesellschaft dankbar. Selbst für einen schweigsamen Golgariten. Er spürte seine Lippen unkontrolliert zucken und biss die Zähne zusammen, um ein debiles Kichern zu unterdrücken. Die geistige Barriere, hinter der der Wahnsinn lauerte, der drohte seinen Verstand zu brechen, war gefährlich dünn geworden. Ich halte nicht mehr lange durch.

Er versuchte tief und regelmäßig zu atmen um sich zu beruhigen. Dann hörte er Schritte näher kommen und spürte wie sich sein Magen verkrampfte.

Er heftete seinen Blick auf die spiegelnde Wasserfläche. Seine blaugrauen Augen wirkten im geisterhaften Spiegelbild der Pfütze düster. Leblos. Weiter hinten im Wasser, gefangen irgendwo zwischen der Reflexion und der Vergangenheit, glaubte er ein vertrautes Gesicht zu erkennen. Eine Stimme flüsterte in seinen Gedanken: Ich hatte gehofft, auch unseren Vetter hier bei dir anzutreffen, Decius...

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 13 Apr 2015 : 09:34:25 Uhr

Rückblick 2

Burg Wolfsfels, Baronie Immlingen, Markgrafschaft Rommilyser Mark, Mittelreich,
16. Tsa 1037 BF, Markttag, am Nachmittag

"Ich hatte gehofft, auch unseren Vetter hier bei dir anzutreffen, Decius." Die Enttäuschung in der Stimme von Amato Ugolinez-Paligan war echt.

Decius befeuchtete seine Lippen. "Quintilian bedauert es zutiefst, aber hat es leider nicht rechtzeitig geschafft", log er. Je weniger Menschen von diesem Gespräch wissen, desto besser. Die meisten meiner Leute wissen nicht einmal das du hier bist und dabei soll es auch bleiben. „Genug des Geplänkels, bringen wir die Sache hinter uns.“

„Ich stelle fest, dass wir auf die traditionelle höfliche Konversation verzichten“, sagte Amato in einem Anflug von Humor.

Decius verzog abschätzig die Lippen. „Höfliche Konversation ist etwas für Leute, die den Wunsch haben, einander höflich zu begegnen, ohne Rücksicht auf persönliche Gefühle. Wir beide gehören zur gleichen Familie und doch kommst du im Auftrag des Schwarzen Generals zu mir, daher habe ich weder Bedarf noch Verlangen nach überflüssigen Worten. Sag‘ was du zu sagen hast.“ Und dann verschwinde.

Amato nickte verstehend. „Ich bedauere, dass du es so siehst, Decius.“ Er sah einige Herzschläge ins Leere, dann fixierte er den Gesandten mit festem Blick. „Der Protector des Al’Anfanischen Imperiums wünscht – zum momentanen Zeitpunkt - keine weiteren Verhandlungen mit dem Bornland. Er erwartet, dass du in dieser Angelegenheit Zurückhaltung übst und keinerlei unautorisierte Schritte unternimmst.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 14 Apr 2015 : 10:25:54 Uhr

Decius versuchte die Feindseligkeit, die in ihm aufstieg, aus seiner Stimme fern zu halten. „Es mag sein, dass mein Vorgehen Oderin du Metuant nicht gefällt. Aber ich habe meine Procuratio und meine Vollmachten nicht von ihm, sondern vom Hohen Rat der Zwölf erhalten – der rechtmäßigen Herrschaftsgewalt Al‘Anfas.“

Amato schüttelte ernst den Kopf. „Der Rat existiert nicht mehr, das weißt du so gut wie ich. Der Protector hat alle weltliche Macht.“

Decius fuhr erregt auf. „Du hast selbst im Hohen Rat gesessen, Amato! Wie kannst du Oderins Staatstreich so leichtfertig hinnehmen?“ Du hattest einmal alles, was ich mir je erträumt habe. Aber der Unterschied zwischen uns ist, dass es dich nie danach verlangt hat, es zu besitzen.

„Ich trauere dem Rat nicht nach“, erklärte Amato. „Er hat Al’Anfa wenig Gutes gebracht." Er hob besänftigend die Arme. "Der Rat hat dich auf deine Mission geschickt, aber seine Zeit ist vorüber. Denkst du nicht, es ist an der Zeit, die Sache zu Ende zu bringen?“

„Solange ich die Grenzen Meridianas nichts überschreite behalten meine Vollmachten als Gesandter ihre Gültigkeit“, beharrte Decius heftig. „Ich stehe loyal zum Imperium, aber Oderin ist nicht das Imperium, auch wenn er das vielleicht glaubt.“

Amato beugte sich vor und antwortete mit eindringlicher Stimme. „Oderin hat viel Gutes getan, seit er die Macht übernommen hat. Er steht über den egoistischen Streitereien der Grandenhäuser, er ist nicht korrupt und sein ganzes Streben gilt dem Wohlergehen Al’Anfas. Wenn es jemandem gelingen kann, das Imperium zu neuer Stärke zu führen, dann ihm.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 15 Apr 2015 : 09:32:04 Uhr

Decius Augen verengten sich. „Der Schwarze General ist kein Freund des Hauses Paligan. Und er wird niemals mein Freund sein.“

„Wir haben alle unsere Seite gewählt“, stellte Amato nüchtern fest, ohne auf den Vorwurf einzugehen. „Vielleicht solltest du deine Wahl noch einmal überdenken?“

„Ich schlafe nicht mit einer Hure und deswegen wache ich auch nicht bei einer auf!“, zischte Decius leise.

Amatos Züge verdüsterten sich. „Wenn du dich offen gegen Oderin stellst, wirst du nirgends mehr sicher sein. Auch nicht im Mittelreich. Und du wirst solange er lebt niemals in die Heimat zurückkehren können.“ Er blickte den Gesandten mit aufrichtigem Wohlwollen an und legte ihm freundschaftlich den Arm auf die Schulter. „Lass es gut sein, Decius. Komm nach Hause.“

Decius schüttelte die Hand ab und fauchte ihn an. „Und dann? Zu Hause bin ich ein Niemand. In der neuen Ordnung habe ich keinen Platz, nicht einmal in der zweiten Reihe. Oderin du Metuant hätte nicht einmal bemerkt, dass es mich überhaupt gibt, wäre ich nicht hier im Norden außerhalb seiner Reichweite und mit der Vollmacht des Hohen Rats ein lästiges Ärgernis, dass seine Pläne stört.“ Er schnaubte grimmig. „Nach Hause zu gehen würde bedeuten mein Scheitern einzugestehen. Dann kann ich alle politischen Ambitionen die ich einmal hatte endgültig zu Grabe tragen.“

Amato senkte resignierend den Blick. „Wie du willst. Es ist deine Entscheidung.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 16 Apr 2015 : 09:26:06 Uhr

Decius Unterlippe zuckte. „Sag' Oderin, er soll das nächste Mal einen anderen schicken, um mich aufzuhalten. Es ist nicht gut, wenn du und ich auf unterschiedlichen Seiten stehen.“ Seine Augen wurden schmal. „Ich nehme nicht an, dass du mir verraten wirst, wer unter meinen Leuten die Ratte ist, die Informationen über meinen Aufenthaltsort und meine Pläne an Oderin weitergegeben hat?“

Amato zuckte bedauernd die Schultern. „Selbst wenn ich es wüsste, könnte ich es dir nicht sagen.“ Er wandte sich zum Gehen.

„Nur noch eines“, hielt ihn Decius zurück.

Amato blickte auf.

„Meine ... ehemalige Leibsklavin, Saranya. Sie ist vor einigen Monaten spurlos verschwinden. Waren das auch Oderins Leute?“

Amato schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Decius. Aber der Protector ist noch immer in erster Linie Soldat. Wenn er jemanden treffen will, dann zielt er auf diesen Mann und nicht auf die Umstehenden.“

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 17 Apr 2015 : 20:44:10 Uhr

Während die beiden Paligan im Kaminsaal der Burg ihre Angelegenheiten besprachen, leistete Diago Delazar dem Begleiter Amatos Gesellschaft. Capitan Ernesto Hesindobal war ein alter Kriegskamerad, der in der Schlacht von Phryagois einen Arm verloren hatte und seitdem im Planungsstab der Admiralität diente. Nachdem sie sich eine Weile in die Erinnerungen an vergangene Tage vertieft und Heldengeschichten ausgetauscht hatten, brachte Ernesto unvermittelt ein anderes Thema zur Sprache. „In den Jahren in denen du fort warst ist einiges passiert in der Schwarzen Perle. Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit. Einer Zeit, in der das Imperium zu neuer Stärke gelangt.“ Er lächelte breit. „Der Schwarze General braucht Männer wie dich, Diago. Leute die Phryagaios überlebt und etwas daraus gelernt haben. Wir hätten dich gerne bei uns. Coragon Kugres würde dir einen Platz in seinem Stab anbieten. Oder ein eigenes Kommando, wenn dir das lieber wäre?“ Seine Augen bekamen einen leuchtenden Glanz. „Wir bauen die Schwarze Armada wieder auf. Durch Oderins Bauprogramm laufen Monat für Monate neue Schiffe aus den Werften. Gute und schlagkräftige Schiffe, die gute Kapitäne brauchen. Zu Hause im Imperium hättest du die Gelegenheit Karriere zu machen. Was sagst du?“

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

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Erstellt am: 18 Apr 2015 : 14:46:01 Uhr

Diago erwiderte das Grinsen, schüttelte dann aber den Kopf: „Der Gedanke ist äußerst verführerisch, mein Freund. Aber mein Platz ist hier.“

Ernesto machte keinen Hehl aus seinem Unverständnis. „Aber warum? Wir brauchen dich in der Flotte. Hier sind deine Talente verschwendet. Diese ganze Gesandtschafts-Sache ist doch ein hoffnungsloses Unterfangen. Zum Scheitern verurteilt. Welchen Sinn hat es, dafür zu kämpfen?“

„Wir sind Soldaten. Wir suchen uns unsere Kämpfe nicht aus, wir befolgen Befehle“, gab Diago zu bedenken.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 19 Apr 2015 : 12:19:25 Uhr

Ernesto blickte Diago zweifelnd an. Die Erklärung schien ihn nicht recht zu überzeugen. „Dieser Decius ist ein eingebildeter Narr“, erklärte er mit grimmiger Überzeugung. „Eine charakterlose Marionette Goldo Paligans. Er tut hier im Norden nichts, was für das Imperium von irgendeiner Bedeutung wäre. Und er kann sich überhaupt nur deshalb halten, weil fähige Männer wie Don Quintilian und du ihn stützen und seine Inkompetenz kaschieren.“ Er schnaubte abfällig. „Glaub‘ mir, früher oder später wird Oderin der Sache überdrüssig werden und die Geduld verlieren. Was habt ihr davon, den Kopf hinzuhalten, nur damit Decius Paligan noch eine Weile länger Botschafter spielen kann?“

Diago schenkte dem anderen Seeoffizier einen langen Blick, blieb aber stumm.

Als Ernesto bemerkte, dass die beiden Granden in der Zwischenzeit ihr Gespräch beendet hatten und Amato sich anschickte zu gehen, beugte er sich noch einmal zu Diago vor. „Denk' zumindest einmal über das Angebot nach“, bat er. „Du musst dich nicht sofort entscheiden.“

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 20 Apr 2015 : 10:25:32 Uhr

Die Gegenwart

Feste Sichelhorn, am Rande der Roten Sichel, Mark, Bornland,
Anfang Peraine 1037 BF, im Fackelschein

Wenn er jemanden treffen will, dann zielt er auf diesen Mann und nicht auf die Umstehenden...

Mit einem scharrenden Geräusch wurde der Riegel zurückgeschoben. Decius spannte sich. Mit großer Mühe gelang es ihm aufzustehen. Er ballte die Hände zu Fausten um ein unkontrolliertes Zittern der Finger zu unterdrücken. Sie kommen.

Die Tür wurde aufgestoßen und das Licht einer Fackel blendete ihn. Er riss schützend die Hände vor die Augen.

Mehrere Burgwachen drängten hinein, packten ihn grob an den Schultern und rissen ihn nach vorne. Er keuchte auf und biss sich auf die Lippen, als die unsanfte Behandlung neuen Schmerz durch seine geschundenen Glieder jagte. Für einen Herzschlag wurde ihm schwarz vor Augen.

Die Fackel bewegte sich ein Stück zur Seite, so dass er das Gesicht seines Peiniger sehen konnte. Dieser Mann war kein Bornländer wie die anderen, er war Al'Anfaner...

Räuberwald
Senior Mitglied

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Erstellt am: 21 Apr 2015 : 21:30:58 Uhr

Rückblick 3

Sitz des Hohen Rates der Zwölf, Mirhamer Tor, Al'Anfa, Imperium des Südens,
16. Phex 1034 BF, Feuertag, am Vormittag

Decius wusste was Tirato Zornbrecht sagen würde, noch bevor dieser den Mund öffnete.

„Decius Paligan! Welche Freude! Ich dachte schon, dich heute gar nicht mehr zu sehen.“ Das Lächeln auf den Lippen des anderen Granden war so echt wie ein frisch geprägter Brabaker Goldmünze.

Decius löste seinen Blick von dem aufwendig verzierten Mohagoniportal, dass den Zugang zur Ratshalle versperrte. Scheinbar überrascht drehte er sich um und zauberte ein Lächeln voll falscher Herzlichkeit auf seine Züge. „Ach, Tirato. Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Du wurdest ebenfalls vor den Hohen Rat geladen?“

Räuberwald
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Erstellt am: 22 Apr 2015 : 19:38:40 Uhr

Der Zornbrecht richtete sich mit einem arroganten Lächeln auf. „Möglicherweise hat man vergessen, dich zu informieren. Der Rat wird mir heute meine Procuratio als Gesandter des Al'Anfanischen Imperiums im Mittelreich verleihen.“ Er grinste überlegen. „Wie ich hörte, entsendet deine Familie dich ebenfalls ins Mittelreich?“

„Als Legat des Hauses Paligan“, bestätigte Decius.

„Eine sehr … ehrenvolle Aufgabe“, erwiderte Tirato süffisant. Provozierend fügte er hinzu: „Nicht zu vergleichen mit einer Entsendung als Gesandter des Imperiums, aber man kann nicht alles haben.“

Decius lächelte humorlos zurück. „Manchmal schon.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 23 Apr 2015 : 20:37:11 Uhr

Tirato erstarrte, dann blickte er Decius kurz in die Augen. Ein lauernder, gefährlicher Blick. „Was soll das bedeuten?“

„Der Hohe Rat wird dich nicht entsenden“, stellte Decius nüchtern fest und bemerkte wie Tirato erbleichte. Für einen Augenblick tat der Zornbrecht ihm beinahe Leid. Aber dann hielt er sich vor Augen, dass sein Gegenüber ihm ohne zu Zögern den Dolch in den Rücken gerammt hätte, wären ihre Rollen vertauscht gewesen. „Goldo hat in der letzten Nacht die Mehrheit des Rates auf seine Seite gebracht. Du gehst nicht als Gesandter ins Mittelreich. Ich werde gehen. Als Legat seiner vizeköniglichen Hoheit Goldo Paligan und als Gesandter des Imperiums.“

Einige Herzschläge starrte Tirato ihn nur mit unverhülltem Hass an. Dann legte sich eine reglose Maske über seine Züge. „Ich werde nicht vergessen, was hier und heute geschehen ist“, flüsterte heiser. "Eines Tages wirst du dafür bezahlen."

Bearbeitet von: Räuberwald am: 23 Apr 2015 20:37:54 Uhr

Räuberwald
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Erstellt am: 24 Apr 2015 : 23:32:10 Uhr

Die Gegenwart

Feste Sichelhorn, am Rande der Roten Sichel, Mark, Bornland,
Anfang Peraine 1037 BF, im Zwielicht

Eines Tages wirst du dafür bezahlen...

Decius blinzelte gegen das Licht der Fackel an. Tiratos Gesicht erschien ihm für einen Augenblick unnatürlich verzerrt, dann klärte sich sein Blick. Er bemühte sich um eine ausdruckslose Miene, um gegenüber seinem Feind kein Zeichen von Schwäche zu zeigen, aber der Versuch misslang kläglich.

Der Zornbrecht entblößte die Zähne zu einem Lächeln voll grausamer Befriedigung. „Welch ein erbärmlicher Anblick“, flüsterte er abfällig. „All das Lügen und Betrügen, es hat dir nichts eingebracht Decius. Du hast deine Intrigen gesponnen, deine Handelspartner übervorteilt und dich selbst erniedrigt, um zweifelhafte Ehebündnisse vermitteln. Und am Ende war alles umsonst. Du wirst hier in diesem abgelegenen Loch sterben. Du bist am Ende.“

„Ich bin noch nicht fertig“, presste Decius trotzig zwischen den Zähnen hervor.

Räuberwald
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Erstellt am: 25 Apr 2015 : 17:17:04 Uhr

Tirato verzog geringschätzig die Lippen. „Leere Worte.“ Er zog mit dem Zeigefinger eine unsichtbare Linie an Decius Halsansatz. „Oderin wird die Geste sicher zu schätzen wissen, wenn ich ihm deinen Kopf bringe.“

„Nicht wenn ich mir deinen zuerst hole“, erwiderte Decius und versuchte seinem Lächeln eine Zuversicht zu verleihen, die er nicht verspürte. „Meine Leute sind bereits hier, um dich schnappen.“

Tirate zuckte zusammen. Für einen Augenblick gewann die unter den Granden allgegenwärtige Paranoia die Oberhand und er blickte sich nervös um. Dann verdüsterte sich sein Blick und er brach in schallendes Gelächter aus. „Was für ein armseliger Versuch, Paligan.“ Mit routinierter Beiläufigkeit versetze er Decius einen Schlag, der ihn zu Boden geschickt hätte, hätten die Wachen ihn nicht festgehalten.

Als sich sein Blick wieder klärte, schmeckte Decius frisches Blut. Er hob den Kopf um Tirato anzuspucken, aber dieser wich ohne Schwierigkeiten aus.

Der Zornbrecht genoss sichtlich die Situation. Seine Oberlippe hob sich zuckend. Mit wohlkalkulierter Langsamkeit zog er einen Dolch aus dem Gürtel. Er platzierte die Spitze an Decius Wange dicht unter dem linken Auge und übte sanft Druck aus, bis ein erster Blutstropfen hervorquoll. Dann bewegte er die Waffe gemächlich nach oben.

Räuberwald
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Erstellt am: 26 Apr 2015 : 21:09:04 Uhr

„Warte!“ rief Decius panisch.

Tirato stoppte die Bewegung unmittelbar unter dem Augenlied. „Was ist?“

Decius Gedanken rasten. Quintilians geflügelte Beobachter müssten mich längst gefunden haben. Warum ist niemand hier um mich zu retten? Er schluckte. Ich muss Zeit gewinnen. In einer Situation wie dieser brauchte er nicht zu schauspielern, um seiner Stimme einen verzweifelten, flehentlichen Ton zu verleihen.„Ich … ich muss noch etwas wissen.“

„Ach?“, Tirato hob spöttisch die Augenbrauen.

Decius spürte wie einzelne Blutstropfen langsam seine Wange herab bis zum Kinn liefen. Er versuchte, dass Messer an seinem Auge zu ignorieren. „Wer von meinen Leuten hat mich in Mendena verkauft?“

Bearbeitet von: Räuberwald am: 26 Apr 2015 21:09:56 Uhr

Räuberwald
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Erstellt am: 28 Apr 2015 : 20:44:33 Uhr

Tirato fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen. „Aber natürlich, diese Frage muss dich schlaflose Nächte gekostet haben. Nicht zu wissen, wer von deinen Leuten womöglich insgeheim für einen deiner neidischen Verwandten arbeitet. Oder für den Schwarzen General … oder für mich.“

Decius befahl sich den Kopf unbewegt ruhig zu halten und widerstand der Versuchung, sich das Blut vom Kinn zu wischen. „Für den Augenblick würde es mir genügen, zu wissen wer von ihnen für dich arbeitet.“

„Warum nicht.“ Der Zornbrecht grinste gönnerhaft. „Niemand soll mir nachsagen, ich wäre nicht großzügig im Angesicht des Triumphs.“

Decius Nasenflügel zitterten. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, dass der Schwarze Don auftaucht, um dir dein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht zu schneiden.

Tirato heftete den Blick auf Decius Gesicht um dessen Reaktion genau zu beobachten. „Efferdio Flamirez.“

Räuberwald
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Erstellt am: 29 Apr 2015 : 20:47:56 Uhr

Efferdio. Für einen kurzen Moment führte die Erinnerung Decius zurück in die schmale, verwinkelte Gasse in Mendena, in der der Söldner sein Leben ausgehaucht hatte. Aus den Augenwinkeln sah er Efferdio, seinen zweiten Leibwächter, zu Boden gehen. Der Mann hatte kaum die Zeit gehabt, seine Waffe zu ziehen, ehe er, von zwei Bolzen getroffen, langsam auf die Knie sank und dann zur Seite wegkippte...

Er verzog die Lippen zu einem schmalen Strich. „Efferdio hat mich verkauft. Und danach hast du befohlen, ihn zusammen mit Diago und mir töten zu lassen, damit es keine Zeugen gibt“, stellte er bitter fest.

Der Zornbrecht schnalzte applaudierend. „Bravo Decius. Eine messerscharfe Schlussfolgerung. Nachdem das nun geklärt ist...“ Mit einem erwartungsvollen Grinsen erhöhte er den Druck auf die Spitze des Messers.

Decius schrie.

Räuberwald
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Erstellt am: 30 Apr 2015 : 20:09:25 Uhr

„Tu es nicht!“ Decius Stimme klang schrill vor Angst.

Tiratos Augen glitzerten. Er drehte das Messer genüsslich in der Wunde, bewegte es dann aber nicht weiter. „Du möchtest noch etwas sagen, Decius?“, fragte er voll falscher Freundlichkeit.

Die Worte sprudelten so rasch über Decius Zunge, das sie kaum zu verstehen waren. „Ich hatte nichts damit zu tun. Es war Goldo. Er hat den Hohen Rat überredet, mich an deiner Stelle als Gesandten ins Mittelreich zu schicken. Du musst mich nicht töten. Ich bin sicher, wir können zu einer Übereinkunft gelangen, die für dich von Vorteil ist...“

Tirato verzog abfällig die Lippen. „Das ist erbärmlich. Du bettelst um dein Leben wie eine brabakische Hure um ihre Freier. Deine Familie würde sich deiner schämen, wenn sie dich jetzt sehen könnte.“ Er beugte sich vor und flüsterte Decius ins Ohr. „Ich habe viel Zeit mitgebracht. Also spar' dir deine Kräfte und deine Stimme. Das hier wird nicht schnell vorbei sein – und ich werden jeden Augenblick genießen.“

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 03 May 2015 : 21:28:36 Uhr

Kurz zuvor

Die Hänge der Roten Sichel, Mark, Bornland,
Anfang Peraine 1037 BF, im Zwielicht

“Zwei Türme, einer zerfallen. Die Mauer im Nordwesten ist eingestürzt und das Dach des Haupthauses fehlt zur Hälfte. Keine Frage, das ist die Burg, auf der sie den Legaten gefangen halten.” Quintilian erkannte deutlich die Umrisse, die das geflügelte Auge ihm bereits gestern offenbart hatte. Er reichte das Fernrohr an Diago weiter. “Ich sehe eine Wache auf dem intakten Turm. Decius müsste in dem Keller darunter sein.” Der Magier trat hinter den Felsvorsprung zurück,wo sich die übrigen Gesandtschaftsmitglieder verborgen hielten. Ein eisiger Windstoss fegte über den kargen Fels der Sichel. “Wir müssen uns beeilen. Es gleicht einem Wunder, dass Decius überhaupt noch lebt.” In Quintilians Tonfall war deutliche Verärgerung herauszuhören. Was hatte sich Decius nur dabei gedacht selbst zu gehen? Dieses eisige Wetter schien jedem auch noch den letzten Funken Verstand zu rauben. “Vorschläge?”, fragte er barsch.

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 04 May 2015 : 19:43:53 Uhr

Diago nahm das Fernrohr entgegen und blickte selbst hindurch. Er nickte zustimmend zu Quintilians Worten. "Ich verwette einen Monatssold, dass sie den Legaten in dem Keller dort haben."

Er entblößte die Zähne zu einem hungrigen Grinsen. "Wir sollten schnell und hart zuschlagen. Wenn wir es schaffen, den Wachposten lautlos auszuschalten, dann können wir die Übrigen vielleicht im Schlaf überraschen und ohne große Gegenwehr überwältigen."

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

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