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 heerbann und bannergeld
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2038 Beiträge

Erstellt am: 05 Feb 2018 :  20:12:57 Uhr  Profil anzeigen
alles wesentliche zum (mittelreichischen) heerbann lässt sich auf einer seite (44) in HdR zusammenfassen:

"jeder volljährige freie oder adlige unterliegt der waffenpflicht, aufgrund der er seinem lehnsherren in den kampf folgen muss, wenn dieser mit dem heerbann dazu aufruft.
(...)
der waffendienst, die heerfahrt ist zeitlich auf acht wochen im jahr beschränkt.
(...)
viele werden gerade in der für feldzüge und schlachten in frage kommenden frühlings- und sommerzeit auf dem feld gebraucht.
(...)
ein dienstherr, der die freien in der erntezeit zum kampf ruft oder länger als acht wochen beansprucht, erzürnt seine getreuen.
(...)
viele freie sehen den waffendienst als standessymbol und sind stolz darauf, für ihre heimat oder ihren herren fechten (und beute machen) zu können, während sich andere auf den äckern plagen.
wer sich der heeresfolge entziehen möchte, muss ein hohes bannergeld (um die 20 dukaten) zahlen, das ihn für ein jahr von der heeresfolge freistellt.
verschuldet sich der freie hierfür beim herrn oder einem anderen vermögenden bauern, kann er in die schuldknechtschaft geraten.
er wird damit unfrei - was ihn dauerhaft von der waffenpflicht befreit.
die zahl und art der bewaffneten, die jede baronie, stadt oder grafschaft pro jahr stellen muss, wird nach einem komplizierten schlüssel aus gesamtbevölkerung sowie anzahl und größe der höfe von freibauern ermittelt.
(...)
im schnitt ist davon auszugehen, dass jeder zwanzigste der gesamtbevölkerung prinzipiell waffendienst leisten könnte."


mitglieder des heerbanns sind reine selbstversorger und müssen sich unter umständen durchaus am ende des heerbanns wieder wochenlang allein nach hause durchschlagen.

der schnitt von jedem zwanzigsten hört sich wenig an, man muss aber bedenken, dass von der gesamtbevölkerung alle unfreien, kinder (wahrscheinlich alle unter 15 jahren), sowie z.b. alle kirchenmitglieder wegfallen.
es ist unklar, ob mit diesem anteil diejenigen gemeint sind die das mittelreich im kriegsfalle prinzipiell aufstellen könnte und ob darin schon diejenigen eingerechnet sind, die sich freikaufen können.
ich gehe davon aus, da man nur so per daumenregel die größe eines heeres aus der gesamtbevölkerung ermitteln kann.

ich sehe keinen grund (und keine quellen), dass magier von der heeresfolge ausgeschlossen sind.
speziell in entsprechenden kapiteln, die die expliziten rechte der gildenmagier auflisten würde ich einen solchen absatz erwarten.
natürlich wäre es unsinn einen magier in ein regiment zu stellen, die problematik stellt sich aber auch überhaupt nicht, da magier als topverdiener problemlos das bannergeld aufbringen können sollten.
darüber hinaus besteht hoher bedarf an magischen experten, da das mittelreichische heer bezüglich magischer kriegsführung schon immer überfordert war.
unabhängig davon gibt es auch beispiele wie schwert&stabler, die von ihrer (reichs-)akademie aus bereits fest in reichsheere (gardetrupen des kaiserhauses) eingebunden werden.
auch vor der invasion der verdammten waren magier fester bestandteil der mittelreichischen armee.

die anderen beiden "säulen des heerwesens", die je nach region (und geldbeutel) in unterschiedlichen anteilen genutzt werden, sind gardetruppen (leibbanner, gardisten, büttel und generell jede form eines stehenden heeres wie berufssoldaten) und söldner.
unter reto und hal hatte das mittelreich ein stehendes heer, dass statt des heerbanns mit höheren abgaben gebildet wurde, sodass der begriff "landwehr" abschätzig für den heerbann von adel und freien benutzt wurde.
der jetzige heerbann ist also eine neuschöpfung (seit dem verlust des reichsbanners 1028 BF) aus alten traditionen.

dem bild auf derselben seite, sowie zahlreichen erwähnungen von dingen wie "hauptfrau", etc. nach, gehe ich davon aus, dass (im "geschlechtlich offeneren" aventurien) frauen prinzipiell auch in vollem maße unter die waffenpflicht fallen.

es zeigt sich, dass der heerbann nichts ist, was plötzlich über die nichtsahnenden bauern kommt, sondern etwas das seit generationen mehr, oder weniger regelmäßig praktiziert wird.
eine zugehörige (grund-)ausbildung ist nur bezüglich eines drills durch korporale erwähnt, jedoch könnte man nicht behaupten, dass die wehrpflichtigen keinerlei erfahrung im umgang mit waffen hätten.
es wird die private ausbildung im rahmen der familie, diverse übungseinheiten des dorfschulzen (praiostags), sowie ausbildung von spießbürgern (städte) erwähnt.

die ausrüstung ist sicherlich alles andere als herausragend (wenn man vorstellungen von gardetruppen in einheitlichen kettenrüstungen hat), jedoch sind freie nach hofgröße (also stand) auch verpflichtet entsprechende waffen für den heerbann zu besitzen.
auch auf den seiten zuvor sind typische waffen und rüstungen eines freien und welchen stellenwert sie für jeden einzelnen einnehmen ausführlich erwähnt.

auf solche "unausgebildeten und miserabel ausgerüsteten truppen" zuzugreifen ist keinesfalls "dumm", sondern das genaue gegenteil wäre der fall:
"die waffentreuen [verpflichteten eines heerbanns] bilden auch in großen heeren den hauptanteil der bewaffneten."
-HdR, s. 45
der begriff "soldat" (mitsamt klassischer ausbildung, besoldung, langzeitverpflichtung und sonstigem unterhalt) ist für gardetruppen (also wirkliche berufssoldaten) vorbehalten.

gerade im falle der schuldknechtschaft zeigt sich, dass es absolut normal ist, das wirtschaftliche existenzen bedroht werden (wenn man um jeden preis vermeiden will, selbst an der front zu stehen).

es zeigt sich desweiteren, dass keineswegs die bauernhöfe bis auf kinder verwaist sind und damit eine nahrungstechnische katastrophe bei so einer "dummheit" wie dem "pressen einer landwehr" droht.

wir haben uns ja darauf geeinigt, dass die hintergrundsetzungen für unser setting über etwaigen (gegen-)quellen stehen, jedoch zeigt dieses zitat der aventurischen realität etwas deutlicher die harte konsequenz des heerbannes und seines nicht einmal negativen ansehens in aventurien.
so ist das bannergeld mitnichten auf das individuelle einkommen skaliert (was noch eine art von sozialer gerechtigkeit andeuten würde), sondern ist generell weit höher, als diverse professionen aufbringen könnten.

so müsste ein bauer, der nach dem nicht näher definierten schlüssel nach vielleicht dazu gezwungen wird X familienmitglieder in den krieg zu schicken, den gesamten überschuss aus 1,667 jahren aufwenden, um einen einzigen sohn für ein jahr freizukaufen (und kann von daher durchaus das klischee erfüllen, einen haufen söhne im krieg verloren zu haben).


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