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Forenspiel im Vorfeld von Silbergroschen 5 (Eap)

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Seite: von 27

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 22 Nov 2014 : 10:24:42 Uhr

„Jemand muss die Attentäter informiert haben, dass wir kommen würden“, bemerkte Diago mit sorgfältig neutral gehaltener Stimme.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 22 Nov 2014 : 21:57:36 Uhr

Lauredanya überlegte kurz. „Was ist mit diesem Überläufer auf den ihr gewartet habt?“

Decius schüttelte entschieden den Kopf. „Der Mann wollte überlaufen, er hatte keinen Grund uns an die Verderbten zu verraten.“

„Vielleicht haben die Samthandschuhe ihn geschnappt?“, gab Lauredanya zu bedenken.

Decius verzichtete darauf, diese Vermutung auch nur einer Antwort zu würdigen. Wenn Haffax Geheimpolizei den Mann in ihren Fingern hätten und wüssten, was wir vorhaben, dann würde die Karmothgarde in diesem Augenblick die gesamte Rabengasse abriegeln und die Gesandtschaft und den Boron-Tempel mit Waffengewalt stürmen.

Don Decius Paligan - Grande, Gesandter Al'Anfas & Legat des Hauses Paligan (TW 2+3+4, Sil 4+5, RF 1+2+3, WB 1, ST 1+2+3, WK 5, HdS 1+2+3+3,5+4, CM 5.5, SuG 1+2+3, DGT, KB)
Tar Rivitoz - Seesoldat der Schwarzen Armada (KuT 2)
Knotas Klipp - Schiedsknecht der Rondrakirche (DSDB)
Darec Quent - Albernischer Renegat (LvT 8)
Darb Knipperdolling - Legendärer Wanderprediger der Bekenner-Sekte (PzE1)
NSC (Alrik vom Elgorshof, Olein Waldeswacht, Papageno Paligan) (PzE 2, PzE 3, CM 6)

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 23 Nov 2014 : 17:02:54 Uhr

Nach einem kurzen Schweigen, das wenig dazu beitrug die unterkühlte Stimmung unter den Gesprächspartnern zu verbessern, stellte Lauredanya fest: „Nun, offenbar habt ihr keinen ernsthaften Schaden davon getragen. In Anbetracht der Umstände solltet ihr Mendena und den Einflussbereich des Fürstprotektorats so schnell wie möglich verlassen. Es ist bedauerlich, dass ihr es ohne diesen tobrischen Navigationsoffizier und die Versorgungspläne für Haffax Maraskan-Flotte tun müsst, aber daran lässt sich nichts ändern.“

Decius schob energisch das Kinn vor. Du weißt so gut wie ich, dass es in dieser Sache um weit mehr als die verdammten Flottenpläne geht! „Zwei meiner Leute sind tot. Meine Leibsklavin ist … ruiniert. Ich selbst wäre um ein Haar getötet worden. Es ist noch nicht vorbei!“

Lauredanya schüttelte entschieden den Kopf. „Seid kein Narr, Decius. Die Stadtgarde ist sicher bereits am Ort des Überfalls. Sie werden die Sache untersuchen und die gesamte nähere Umgebung auf den Kopf stellen. Selbst wenn Rottnagel noch in Freiheit ist, wird er es jetzt gewiss nicht mehr wagen, sich der Rabengasse auch nur auf zehn Meilen zu nähern. Ich habe es Euch schon bei Eurer Ankunft gesagt: Ich werde in diesen unruhigen Zeiten nicht die Sicherheit dieser Gesandtschaft – des einzigen Außenpostens der freien Lande in den Fürstkomturei – riskieren, nur weil ihr nicht Willens seid, euer Scheitern einzugestehen.“

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 23 Nov 2014 : 21:50:02 Uhr

Diago warf Decius einen warnenden Blick zu, der Gesandten nicht noch einmal zu widersprechen.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 24 Nov 2014 : 09:55:28 Uhr

In ohnmächtiger Wut senkte Decius den Kopf und versuchte, die heftigen Emotionen zu verbergen, die in ihm tobten. „Dann ist das Euer letztes Wort, Exzellenz?“

„Das ist es in der Tat, Exzellenz.“ Aus Lauredanyas Mund klang die Ehrenbezeichnung, die ihm als Gesandter des Imperiums zustand, verdächtig nach Beleidigung. „Ich sorge dafür, dass Euer Schiff die Erlaubnis zum Verlassen des Hafens erhält, damit Ihr mit eurem … Gefolge Mendena so rasch wie möglich hinter Euch lassen könnt.“

Bearbeitet von: Räuberwald am: 24 Nov 2014 09:57:09 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 24 Nov 2014 : 20:24:24 Uhr

„Ich verstehe.“ Mit einiger Mühe verwandelte Decius seine Grimasse in einen Ausdruck unverbindlicher Höflichkeit. Dann wandte er sich brüsk ab, um den Raum zu verlassen.

Er war bereits an der Tür, als Lauredanya ihn noch einmal ansprach. „Euch ist sicher bewusst, dass ich in meinem nächsten schriftlichen Bericht an den Protector Euren unangekündigten ... Besuch hier in Mendena erwähnen muss.“

Decius Nasenflügel bebten, doch ehe er sich umwandte setzte er wieder das nichtssagende Lächeln auf, das bei den Worten der Gesandten von seinem Gesicht geglitten war. „Gewiss.“ Er schnaubte spöttisch. „Ich bin sicher, Ihr werdet dieser Pflicht mit Freuden nachkommen.“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 25 Nov 2014 : 09:26:02 Uhr

„Sieben Tage.“

Decius blickte überrascht auf.

„Ich lasse Euch sieben Tage Vorsprung“, erklärte Lauredanya mit sorgfältig kontrollierter Stimme und sah ihn unverwandt an. „Zum Monatsende sende ich meinen Bericht an den Schwarzen General und informiere ihn, dass Ihr hier gewesen seid. Und das ihr auf Grund der Vollmachten, die Euch vom Hohen Rat der Zwölf verliehen wurden, die Unterstützung der Gesandtschaft für Eure … Mission in Anspruch genommen habt.“

Decius fixierte die Gesandte einen langen Moment. Dann rang er sich zu einer unbestimmten Geste durch, die ebenso gut Dank wie spöttischen Hohn ausdrücken konnte.

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 25 Nov 2014 : 19:24:33 Uhr

Lauredanya hob die Augenbrauen. „Ihr könnt nicht ewig vor Oderin du Metuant davonlaufen. Die Machtverhältnisse in der Heimat haben sich geändert, Ihr solltet Euch damit arrangieren.“ Ihre Stimme war so ausdruckslos, dass Decius nicht mit Gewissheit sagen konnte, ob die Worte aufrichtig gemeint waren oder spöttisch.

„Ich bin kein Mann der leichtfertig aufgibt.“ Er entblößte seine Zähne zu einem angriffslustigen Lächeln in Lauredanyas Richtung. „Der Hohe Rat der Zwölf hat die Geschicke des Imperiums über Jahrhunderte gelenkt und das wird er auch wieder tun. Denn das ist die göttergewollte Ordnung. Oderins Alleinherrschaft ist nur eine kurze Zwischenepisode, eine Fußnote in den Geschichtsbüchern.“

Der Blick, mit dem ihn die Gesandte maß war beinahe mitleidig. „Wann seht Ihr endlich ein, dass es nicht gleichbedeutend mit einem Sieg ist, wenn man seine Niederlage nicht eingesteht?“

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 26 Nov 2014 : 09:47:54 Uhr

Decius zwang sich, ihrem Blick standzuhalten. „Es kommt wohl auch darauf an, wie lange man sich weigert, seine Niederlage einzugestehen, nicht wahr?" Oderin ist ein alter Mann. Über kurz oder lang wird Boron ihn zu sich rufen. Und dann werden wir uns zurückholen, was uns gehört!

Er spürte wie ihn erneut der alte Zorn überkam und holte tief Luft, um der Florios noch einige weitere Worte entgegenzuschleudern, aber diesmal gelang es ihm, sich zu beherrschen. Er wendete sich ab und verließ ohne einen Abschiedsgruß den Raum.

Lauredanya blickte ihm kopfschüttelnd nach.

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 26 Nov 2014 : 17:25:11 Uhr

Diago erhob sich langsam von seinem Stuhl. Mit einem zufällig wirkenden Schritt, der niemanden täuschte, trat er zwischen Lauredanya und die Tür, durch die Decius gerade das Zimmer verlassen hatte. Er warf Lauredanya einen letzten langen Blick zu, der eine unmissverständliche Warnung enthielt. Dann verneigte er sich mit steifer Höflichkeit und folgte Decius.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 27 Nov 2014 : 09:00:09 Uhr

Kapitel 3

Dromone Amalthéa, Handelshafen von Mendena, Fürstkomturei Tobimora, Schattenlande,
25. Hesinde 1037 BF, Windstag, am Nachmittag

Die schlanke Galeere lag am Rande des Handelshafens. Über der Heckplattform hing schlaff die einfarbige Seeflagge des alanfanischen Imperiums – ein schwarzer Rabe auf schwarzem Tuch. Mit sanftem Plätschern schlug das trübe Hafenwasser gegen die Schiffsplanken. Auf dem hölzernen Steg, an dem das Schiff vertäut war, hielten zwei Seesoldaten Wache. Sie trugen schwere wollene Mäntel nach Art der Einheimischen, nur die gebräunte Haut verriet ihre Herkunft. Die Geschützplattformen der Dromone waren nicht bemannt, aber die vordere Rotze und zwei der Hornissen waren wie zufällig auf die Kaimauer ausgerichtet.

Decius Paligan saß an dem schmalen Schreibpult in seiner Kajüte an Bord der Amalthéa. Die Feder in seiner Hand glitt schnell und gleichmäßig über das Pergament. Mit der üblichen ausladenden Grußformel beendet er schließlich den Brief und streute feinen Sand auf die feuchte Tinte. Langsam wendete er das Schreiben, faltete es zusammen und setzte dem Empfänger auf die Rückseite.

Decius Paligan an den Donator Luminis Ordinis Bospranis,
Seine Gnaden Brayanokles Horasyon dyll'Tyrakos in Gareth, Königreich Garethien,
geschrieben am fünfundzwanzigsten Tag des Hesindemonds im Jahre 352 nach Golgaris Erscheinen im...

Er zögerte. Für einen Augenblick erwog er zu schreiben Hafen von Mendena, Fürstkomturei Tobimora. Aber dann würde den armen Mann vermutlich der Schlagfuß treffen, wenn er den Brief erhielt. Er grinste humorlos und schrieb, wahrheitsgemäß aber dennoch täuschend, in der tobrischen See.

Als Quintilian eintrat blickte er auf und legte den Brief zur Seite. „Ah, Vetter. Gut das du kommst. Die Florios hat die notwendigen Arrangements mit der Stadtvögtin und dem Hafenkommandanten getroffen. Wir können mit der Abendflut auslaufen.“ Er deutete einladend auf das Bett, die einzige weitere Sitzgelegenheit in der Kajüte. "Das scheint mir ein guter Zeitpunkt um ein wenig über deine Erlebnisse in Albernia zu plaudern. Ist dein Aufenthalt an diesem dubiosen Magierkolleg zufriedenstellend verlaufen?"

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 27 Nov 2014 : 16:59:53 Uhr

"Ich bedauere ein wenig, dass wir schon aufbrechen müssen. Ich hatte gehofft noch der hiesigen Akademie einen kurzen Besuch abstatten zu können." Mit eingezogenem Kopf schritt Quintilian durch die niedrige Kajüte und ließ sich umständlich auf dem Bett nieder. "Was das Kolleg angeht, lass es mich so ausdrücken: Ich habe meine Ziele erreicht. Mein Forschungsvortrag ist beim relevanten Teil der Magierschaft auf breites Interesse gestoßen und ich hatte einige anregende Gespräche zu dem Thema. Außerdem konnte ich Caya in die Hände einer fähigen Collega aus Lowangen geben, die sich für die nächsten Monde um die magische Ausbildung kümmern wird und zudem eine erfahrene Seelsorgerin ist." Quintilians Stimme wurde merklich weicher, als er von Caya sprach. Als er das bemerkte, setzte er noch schnell hinzu: "So habe ich sie nicht um die Ohren."

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 28 Nov 2014 : 09:24:58 Uhr

Decius nickte zustimmend. Wir alle haben unsere Ambitionen. Nur die Methoden unterscheiden sich. "Und deine Collega ist in der Laga mit Cayas speziellem ... Problem fertig zu werden?"

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 28 Nov 2014 : 17:01:23 Uhr

"Cayas Pakt konnte von den Geweihten des gekrönten Raben in Punin gebrochen werden. Boron sei dank! Das Mädchen ist allerdings immer noch von dieser Erfahrung gezeichnet und es wird einiger Arbeit bedürfen, ihre Seele wieder zu festigen." Fast so, als hätte er das Bedürfnis den erheblichen Aufwand, den er wegen Caya trieb, zu rechtfertigen fuhr er fort: "Es liegt nun in unserer, in meiner, Verantwortung, weiter dafür Sorge zu tragen, dass ihre Seele nicht erneut Tijakool anheim fällt und dass ihr magisches Potential sinnvoll ausgebildet wird. Adepta Feqzandra aus Lowangen scheint mir dafür die richtige Person zu sein. Meine Pflichten in der Gesandtschaft hätten mir es ohnehin nicht erlaubt, Caya auf Dauer zu unterweisen."

Quintilian streckte sich auf dem Bett aus wie auf einem Diwan. "Aber du wirst nicht fassen, wen ich dort noch getroffen habe," Nach einer Kunstpause vervollständigte er den Satz. "Praiodan von Gareth." Quintilian schaute mit bedeutungsvoller Miene zu Decius. "Da du nach der Sache in Uhdenwacht ja ebenfalls über dessen Verbleib informiert wurdest, brauche ich dir sicher nicht zu erläutern, was ich von dessen plötzlichem Auftauchen im Mittelreich hielt. Und das an einer Magierschule, wo es zu dem Zeitpunkt nur so von verbohrten Weißmagiern wimmelte, darunter auch ein gewisser vom Berg. Du kannst dir sicher denken, dass dies unvermeidlich zu Praiodans Festnahme führte." Quintilian senkte die Stimme. "Was hat sich Goldo nur dabei gedacht?" Er schaute Decius mit ehrlicher Ratlosigkeit an.

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 29 Nov 2014 : 10:51:56 Uhr

Decius verzog die Lippen in bitterer Ironie. Wahre Worte. Mit Mühe verwandelte er seine Grimasse zu einem gequälten Lächeln. "Goldo tut selten das, was man von ihm erwarten würde. Wahrscheinlich ist das Teil seiner Strategie und seines Erfolgs, denn dadurch gelingt es ihm seine Feinde wie auch seine Freunde stets aufs Neue zu überraschen. Nicht das Goldo so etwas wie echte Freunde hätte. Für Goldo besteht die Welt nur aus Feinden auf der einen und nützlichen Handlangern auf der anderen Seite.

"Erzähl' weiter, was ist aus dem Mann geworden?" Decius gab sich keine Mühe seine Neugier zu verbergen. "Er hat doch nicht sein Ende auf dem Scheiterhaufen gefunden? Ah, nein, wenn sie nach der Praios-Inquisition gerufen hätten, dann hätten diese Fanatiker den von Berg-Rothenfels wahrscheinlich gleich neben Praiodan gestellt und als Ketzer wider die zwölfgöttliche Ordnung verbrannt."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 29 Nov 2014 : 17:23:16 Uhr

"Praiodan ist wieder auf freiem Fuß." Quintilian schüttelte den Kopf. "Es gelang ihm unter mysteriösen Umständen sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien." Bevor Decius nachfragen konnte, hob Quintilian abwehrend die Hände. "Diesmal habe ich nichts mit seinem Verbleib zu schaffen. Es ist eine Sache einen Magier mitten im Nirgendwo einzusammeln und nach Al'Anfa zu bringen. Eine ganz andere ist es, ihn aus dem Arrest zu befreien." Er schaute sich nach einem Glas Wein in der Kajüte um, fand aber keines. Dann suchte er nach einem Diener, der ihm eines hätte bringen können, aber auch das war wenig erfolgreich. Schließlich ließ er sich resigniert zurück auf die Koje fallen.

"Der vom Berg leugnet inzwischen, ein Geweihter Praios', Praians, Braians oder wessen auch immer zu sein. Seiner Wahrheitsliebe nach zu Urteilen, ist das wahrscheinlich auch besser so."

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
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812 Beiträge

Erstellt am: 30 Nov 2014 : 09:49:09 Uhr

Decius hob fragend die Augenbrauen. "Ach?"

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 30 Nov 2014 : 18:16:53 Uhr

Quintilian richtete seinen Oberkörper wieder auf und blickte Decius direkt an. "Hat er doch tatsächlich behauptet, er hätte Karima und mir den Befehl erteilt Praiodan festzunehmen. Als hätte er irgendeine Authorität über uns gehabt." In Quintilians Worten war nun deutlich ein zorniger Unterton zu hören. "Dabei erinnere ich mich noch genau, wie er in Uhdenwacht vor mir stand, zusammen mit dieser Linora. Seinen Tod wollten sie. Sie wollten, dass wir Praiodan finden und umbringen. Rache war es, was sie trieb!" Er holte Luft und seine Stimme beruhigte sich wieder. "Tyakra'man hatte an diesem Abend sicher seine Freude an ihnen."

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 01 Dec 2014 : 09:03:14 Uhr

"Zweifellos", antwortete Decius leise. "Der Wunsch nach Rache ist ein starkes Gefühl, dass einen leicht zu übermannen vermag. Männer wie du und ich wissen das. Aber für einen Mann, der nicht wie wir in einem Geist der Freiheit aufgezogen und geschult wurde, sondern von klein auf in ein enges Korsett gesteckt wurde, das jeden Funken der Selbsterkenntnis erstickt hat..." Er schüttelte bedauernd den Kopf. "Ein Mann der nie gelernt hat sich dieser Scheuklappen zu entledigen, sich selbst zu hinterfragen und das ganze Potential seines Verstandes zu gebrauchen, wird der Versuchung des Herrn der Rache nur all zu leicht erliegen. Und wenn ihn später die Scham ob seiner Gedanken und Taten überfällt und ihm der Mut fehlt das Geschehene einzugestehen, dann wird ein solcher Mann wohl oder übel Lügen erfinden, um sein Verhalten sich selbst und anderen gegenüber zu rechtfertigen." Decius verzog ungewollt amüsiert die Mundwinkel. Jetzt höre ich mich schon beinahe an wie Mutter Corvina.

"Aber letztlich ist es nicht ihre charakterliche Schwäche, die die hin und wieder notwendige ... Zusammenarbeit mit diesen Leuten so schwierig macht. Es ist ihre Selbstverliebtheit und ihre ignorante Überheblichkeit. Ich gebe dir gerne eine Kostprobe von dem, was dieser arrogante Zyklopäer sich erdreistet hat, mir in seinem letzten Brief zu schreiben." Er griff nach Brayanokles Schreiben und ahmte leidlich gelungen die eifernde Stimme des Praioten nach: "Mit Entsetzen habe ich Euren letzten Brief gelesen und mit schwerster Trauer habe ich festgestellt, Ihr seid auf dem falschen Weg, auf dem Weg der ins Verderben führt. Die innerliche Bekehrung ist wohl ein der wichtigsten Schritten des göttergefälligen Lebens. Es geht nicht um die äußerliche Bekehrung - die jeder sieht, denn das ist meistens nur eine Scheinbekehrung - sondern um die echte, innerliche Bekehrung. Es geht nicht nur ums Handeln, sondern um den Wahren Glauben. Mit Rauschkraut und im Fleische konsumierten, weltlichen Vergnügen geht Ihr genau in die falsche Richtung: nicht ins Licht, sondern in die ewige Finsternis. Wenn Ihr so stirbt, dann verliert Ihr die Zukunft im Licht auf immer. Dann wird Eure Seele hingehen, wo die Sünder und Paktierer sind, die sich nicht vom falschen Leben trennen wollten. Ewig wird Euer Schmerz sein, wenn Ihr Euch nicht bekehrt! Ach, dass Ihr Euch doch noch mal richtig bekehret, Euer Exzellenz. Schon so viele aus Al'Anfa und anderen Staaten und Städten der Schwarzen Allianz haben den Weg ins ewigen Verderben gewählt..."

Erneut hin und hergerissen zwischen Verärgerung und Amüsiertheit schüttelte Decius den Kopf. "Der Mann verschwendet keine Tinte. Er schafft es in wenigen Zeilen mich selbst, meine Familie, meine Frömmigkeit und unser stolzes Imperium auf das Übelste zu beleidigen. Und das Schlimmste ist, er scheint all das tatsächlich ernst zu meinen..."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 01 Dec 2014 : 17:20:50 Uhr

"Meint er wirklich Ernst, was er dort schreibt?" Quintilians Stimme wirkte eher besorgt, als alles andere. "Stellt er uns und unseren Glauben wirklich auf eine Stufe mit Paktierern? Und das in einem persönlichen Brief?" Für einen Moment war der Magier um Worte verlegen, etwas was wahrlich nicht häufig geschah. "Bisher dachte ich die dreisten Anfeindungen und Verleumdungen, welche dieser Mann auf Uhdenwacht uns gegenüber verlautbaren ließ, dienten alleine einem politischen Zweck. Und nach unserer durchaus pragmatischen Zusammenarbeit im Windhag, wo er im übrigen auch mit meiner Schwester keine Probleme zu haben schien, sah ich dies schon bestätigt. Aber dieser Brief wirft ein völlig neues Licht auf diesen Mann und seine Motive. Seine Seele muss völlig von Hass und Rache zerfressen sein, wenn er ernsthaft diese Ansichten vertritt."

Quintilian blickte durch die gläsernen Fenster hinaus auf den Hafen. "Sicher, es hat zwischen dem Imperium und dem Lieblichen Feld in der Vergangenheit einen Krieg gegeben und noch heute stehen unsere zwei Reiche in Konkurrenz um die Schätze des Südmeeres. Aber selbst der einfältigste Horasier, gerade wenn er Geweihter ist, sollte erkennen können, das Al'Anfa die größte Bastion des zwölfgöttlichen Glaubens im südlichen Kontinent ist. Wäre es ihm denn lieber, wenn ungläubige Novadis oder offen der Nekromantie fröhnende Brabaker den Platz der Schwarzen Perle einnehmen würden?"

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 02 Dec 2014 : 09:11:02 Uhr

Decius nickte, denn er verstand Quintilians Argumentation vollkommen. Leider vertrieb das Verständnis nicht das Übelkeit erregende Gefühl der Kränkung, das Brayanokles Worte in ihm hervorgerufen hatten. Er legte den Kopf schief und entgegnete mit unverhohlener Ironie: "Oh, glaube mir, wenn es um die Bedrohung durch die Rastullah-Diener, die götterlosen Nekromanten aus Brabak oder die Erben Borbarads geht, dann wissen Menschen wie Brayanokles uns durchaus zu schätzen. Jemanden, der das Unangenehme für sie tut, das Notwendige. Aber das hindert sie nicht daran, gleichzeitig voll Überheblichkeit unsere Kultur und unsere Lebensweise zu beleidigen."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 02 Dec 2014 : 17:22:13 Uhr

“Ich verstehe es nicht, Decius.” Quintilian beobachtete durch das Fenster eine im Wind schaukelnde Kogge am gegenüberliegenden Kai. “Allerorten stoßen wir auf Ablehnung und Vorurteile. Selbst im Raulschen Reich, zu dessen vornehmsten Familien wir uns zählen dürfen, scheint es mir manchmal mehr, als seien wir Geächtete. Lieber scheint man hier Ungläubige und Häretiker, wie Thorwaler oder Maraskaner, zu sehen, als uns.” Langsam drehte er den Kopf vom Fenster fort und Decius zu. “Einige hier scheinen völlig die Perspektive verloren zu haben. Was ist es, Decius, dass sie so auf uns reagieren lässt? Neid? Hass? Angst?”

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 03 Dec 2014 : 09:47:53 Uhr

Decius zuckte resignierend die Schultern. “Ich weiß es nicht, Vetter. Es ist wohl eine Bürde, die wir tragen müssen.”

Er schloss kurz die Augen, dann kehrte sein Blick zu Quintilian zurück. “Es würde vieles leichter machen, wenn es anders wäre. Aber selbst unser Verwandter Rondrigan Paligan, der als Angehöriger der Perricumer Linie unserer Familie bereits seit drei Generationen im Raulschen Reich lebt, erzählte mir unlängst, dass er sich seit Kindertagen mit Vorurteilen, Beleidigungen und haltlosen Anschuldigungen konfrontiert sah. Sogar jetzt noch - als Gemahl der Kaiserin - wird er von manchem üblen Neider bei Hofe verleumdet, weil er dem wahren Al’Anfaner Ritus der Boronverehrung folgt.”

Er legte den Kopf in den Nacken und sprach leise weiter. “Solange solche Leute nur keifen, hetzen und üble Nachrede verbreiten sind sie allenfalls lästig. Aber wenn ihr Hass auf alles Alanfanische, sie so blind macht, dass sie nicht mehr sehen, wo der wahre Feind steht…” Seine Lippen kräuselten sich. “Wenn sie uns daran hindern, zu tun was notwendig ist, um der Finsternis Einheit zu gebieten, dann werden sie zu einem Problem.” Zu einem Problem das gelöst werden muss.

Decius starrte für einen Augenblick gedankenverloren ins Leere, dann wanderte sein Blick zu dem fast lebensgroßen Gemälde seiner selbst, das die Kabinenwand zierte. Für einige Herzschläge versank er in einer narzisstischen Betrachtung des eigenen Bildes dann erinnerte er sich daran, dass er nicht allein in der Kajüte war. Hastig versuchte er, den verlorenen Faden wieder aufzunehmen. "Ist sonst noch etwas in Honingen geschehen, von dem ich wissen sollte?"

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 03 Dec 2014 : 17:04:08 Uhr

Quintilian brauchte einen Moment, in dem er seine Gedanken sammelte. “Es gab einen Zwischenfall mit einem wahnsinnigen Paktierer Tijakools. Dieser erschuf mittels eines Dämons eine Alptraumwelt, in welcher er die am Colleg Anwesenden in einer Alptraumwelt gefangen hielt.” Der Magier schluckte. Die Erinnerung daran behagte ihm nicht sonderlich. “Dies ist auch der Grund, warum ich mich verspätete. Wir waren über drei Wochen in dem Alptraum gefangen, ehe uns - Boron sei dank! - die Befreiung gelangt. In diese Sache waren wohl auch einige Kollegen einer dort angesiedelten Zweigstelle des Instituts der arkanen Analysen verwickelt, auch wenn ich noch immer nicht weiß, wie weit ihre Schuld tatsächlich reichte.”

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 04 Dec 2014 : 09:06:24 Uhr

Decius schauderte. “Diese Erfahrung ist wahrlich keine, um die ich dich beneide, Vetter.”

Er beeilte sich das Thema zu wechseln. "Ich gehe davon aus, dass in Perricum die zusätzlichen ... Spezialisten zu uns stoßen werden, die ich angefordert habe. Und wahrscheinlich", er verzog den Mund als hätte er auf eine bittere Frucht gebissen, "auch neue Anweisungen von unserem Familienoberhaupt."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 04 Dec 2014 : 22:25:33 Uhr

“Hm.” Quintilian zog eine Augenbraue nach oben. “Vielleicht lässt sich Goldo ja dazu herab, uns diesmal seine Beweggründe zu erläutern. Wenn wir wüssten, was er eigentlich bezweckt, würde es uns wesentlich leichter fallen, auf diese Ziele hinzuarbeiten.” Er seufzte. “Aber das ist wohl zuviel verlangt.”

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 05 Dec 2014 : 10:40:37 Uhr

Decius nickte zustimmend, wenngleich er Quintilians geringe Erwartung teilte. Als die Erinnerungen an sein letztes Gespräch mit Goldo zurückkehrte, verkrampfte sich sein Magen vor Sorge. Er spielt ein riskantes Spiel und wir sind in seinen Augen nicht mehr als entbehrliche Figuren. Er verbot sich diesen unerquicklichen Gedanken weiterzuverfolgen. Leichthin sagte er: “Ich vermute deine Schwester befindet sich noch immer im Borontempel in der Stadt? Informierst du sie, dass wir heute Abend auslaufen und sie sich reisefertig machen soll?”

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 06 Dec 2014 : 00:00:49 Uhr

“Ich hatte seit Gestern noch keine Gelegenheit sie aufzusuchen. Ich werde mich gleich dorthin begeben. Falls ich sie nicht antreffe, wird man mir dort hoffentlich sagen können, wo ich sie finde.” Mit einem Blick zu Decius versichterte er sich, dass das Gespräch tatsächlich beendet war, dann erhob er sich. “Boron mit dir, Vetter.” Zum Abschied lächelte er Decius zu und ging dann beschwingten Schrittes auf Deck. Der Gedanke an seine Schwester hatte seine Laune merklich gebessert.

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 06 Dec 2014 : 16:51:00 Uhr

Kapitel 4

Tempel des gekrönten Raben (Rabengasse), Marktviertel, Kapitale Mendena, Fürstkomturei Tobimora, Schattenlande,
25. Hesinde 1037 BF, Windstag, am Nachmittag

Langsam folgte Quintilian dem Tempeldiener durch die majestätische Stille des Tempels. Der Flur lag im Halbdunkel und selbst hier duftete es noch leicht nach Sandelholz. Der Tempeldiener brachte ihn in einen kleinen Salon im südländischen Stil. Seine Schwester lag auf einer Chaiselongue, ein Buch in den Händen. Auf dem Tisch stand eine Wasserpfeife. "Boron zum Gruße," grüßte er sie mit leisen Worten, als sie von dem Buch aufschaute. Derweil zog sich der Tempeldiener zurück.

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 07 Dec 2014 : 10:34:24 Uhr

"Der Ewige auch mit dir. Ist alles in Ordnung?" Die Geweihte klappt das Buch zu und setzt sich auf. "Setz dich doch", mit einer Geste bietet sie ihm an sich von dem Wein oder der Pfeife zu nehmen. Ruhig und abwartend blickt sie ihn an.

Quintilian nahm neben seiner Schwester Platz. Er schloss sie in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Es ist schön, dich wiederzusehen. Und ja, es ist alles in Ordnung. Warum sollte es das nicht sein? Er lächelte und nahm einen tiefen Zug aus der Pfeife."

Corvina erwidert die Umarmung lächelnd: "Gewohnheitsfrage", winkt sie ab, "In den letzten ein, zwei Götterläufen ist so viel geschehen."

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

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