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Vorlauf Traumwelten IV

Forenspiel im Vorfeld von Traumwelten 4 (Da)

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Seite: von 6

Ashara
super aktives Mitglied

1627 Beiträge

Erstellt am: 19 Aug 2014 : 09:45:45 Uhr

Misstrauisch beäugte Tsaiane die darbegotene Hand und sah sich in der Zwickmühle, sich nicht überrumpeln lassen zu wollen, den Gesandten aber auch nicht vor den Kopf zu stoßen.
Kurzerhand nahm sie Decius Hand in die ihren - definitiv eher eine beschwichtigende Geste, als die Bestätigung eines Handels.
"Grundsätzlich klingt das alles schon nicht schlecht. Wenn eure Berater mir darlegen, wie sie sich das ganze dann konkret vorstellen, sollten wir wirklich zu einer tragfähigen Übereinkunft kommen." Ich bin doch nicht verrückt und geb ihm einen Blankofreibrief, nur weil er dafür Sorge trägt, dass die Opfer versorgt werden...

Die tut nichts, die will nur Spielen...

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 19 Aug 2014 : 23:03:12 Uhr

Decius erwiderte den Griff einen Hauch länger als nötig, ehe er Tsaianes Hand wieder frei gab. Halte jedes Versprechen, aber gib keines.

„Ich bin sicher, das wird möglich sein“, sagte er mit einem auffordernden Seiteblick zu Diago und Junivera.

„Wichtig ist bei dieser Angelegenheit allerdings, dass meine Verwandte nichts von unserer kleinen ... Vereinbarung erfährt. Sie könnte Eure und meine Sorge um die Gesundheit und das Wohlergehen der Gladiatoren sonst missverstehen und den Eindruck gewinnen, es handele sich bei der geplanten Inszenierung um einen geschmacklosen Scherz auf ihre Kosten.“

Ein seltsam humorloses Grinsen huschte über sein Gesicht. „Nicht, dass ich Euch bitten möchte, Eure Prinzipien zu verraten oder gegen die hohen Ansprüche Eure Bruders in Bezug auf die Wahrheit zu rebellieren, aber ich glaube wirklich, es wäre das beste, wenn wir diese Sache nicht an die große Glocke hängen und Bellana in dem Glauben bliebe, dass es sich um ganz gewöhnliche Gladiatorenspiel handelt.“ Manchmal ist die Wahrheit gefährlicher als jede Lüge.

Don Decius Paligan - Grande, Gesandter Al'Anfas & Legat des Hauses Paligan (TW 2+3+4, Sil 4+5, RF 1+2+3, WB 1, ST 1+2+3, WK 5, HdS 1+2+3+3,5+4, CM 5.5, SuG 1+2+3, DGT, KB)
Tar Rivitoz - Seesoldat der Schwarzen Armada (KuT 2)
Knotas Klipp - Schiedsknecht der Rondrakirche (DSDB)
Darec Quent - Albernischer Renegat (LvT 8)
Darb Knipperdolling - Legendärer Wanderprediger der Bekenner-Sekte (PzE1)
NSC (Alrik vom Elgorshof, Olein Waldeswacht, Papageno Paligan) (PzE 2, PzE 3, CM 6)

Ashara
super aktives Mitglied

1627 Beiträge

Erstellt am: 20 Aug 2014 : 08:12:12 Uhr

Jetzt bin ich erst recht gespannt auf mein Gespräch mit der Braut und vor allem darauf, wie weit es mit ihrer Vorbereitung wirklich her ist... "So lange es nicht gegen die Lehren der Herrin Tsa geht, sehe ich keinen Grund, euch durch die Weitergabe gewisser Informationen in die Pfanne zu hauen. Was meinen Bruder angeht, so kann ich allerdings für nichts garantieren. Aber auch ihm werde ich von mir aus nichts zu diesem Thema sagen." beruhigte sie Decius. "Ich stelle es mir allerdings etwas schwierig vor, wie sie die Veränderung nicht bemerken sollte, wenn sie auf ein Gemetzel hofft und statt dessen Ritterspiele bekommt." sie schaute ebenfalls erwartungsvoll zu den Beratern des Gesandten.

Die tut nichts, die will nur Spielen...

Bearbeitet von: Ashara am: 20 Aug 2014 08:17:55 Uhr

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 21 Aug 2014 : 23:11:00 Uhr

Diago schien nicht begeistert von der Aussicht auf falsche Gladiatorenspiele, aber als er sprach klang seine Stimme sorgfältig unbeteiligt.

„Zunächst sollten wir die Auslosung der einzelnen Kämpfe manipulieren, so dass die Kampfpaarungen nicht zufällig bestimmt werden, sondern wir bereits im Voraus festlegen können, wer gegen wen kämpft. Das gibt uns die Möglichkeit die entsprechenden Kämpfer bereits im Vorfeld miteinander trainieren zu lassen, so dass sie eine kleine Choreographie nach Art der Puniner Schaukämpfer einstudieren können. Ich werde meine eigenen Leute unter die Kämpfer mischen. Sie sind hinreichend mit der alanfanischen Art des Arenakampfes vertraut und können die Freiwilligen aus Waldwacht vorbereiten. Am Abend des Rahjaballs werden die Gladiatoren mit stumpfgeschliffenen Waffen kämpfen. Gleichzeitig werden wir dafür sorgen, dass reichlich Schweineblut vergossen wird, so dass ein flüchtiges Auge den Unterschied im Halbdunkel nicht bemerkt.“

Er fletschte die Zähne, doch es sah nur wenig nach einem Lächeln aus. „Wenn es dann noch einige andere Reize gibt, durch die die Grandessa abgelenkt wird, so dass sie das Kampfgeschehen nicht all zu aufmerksam verfolgt, dann hat das Schauspiel Aussicht auf Erfolg.“

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Ashara
super aktives Mitglied

1627 Beiträge

Erstellt am: 22 Aug 2014 : 08:55:15 Uhr

Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet... Leicht verwirrt schaute sie zwischen Decius und Diago hin und her "Im Endeffekt also gar keine echten Kämpfe, sondern ein Theaterstück? Das hat zwar irgendwie so gar nichts mit einem mittelreichischen Turnier gemein, gefällt mir aber an sich noch besser, auch wenn ich das Thema des Stückes naturgemäß nicht mag. Aber dann solltet ihr es euch noch mal ganz genau überlegen, ob ihr wirklich die hiesige Bevölkerung als Schauspieler rekrutieren wollt, denn für deren Verschwiegenheit in dieser Hinsicht - und auch ihre darstellerischen Fähigkeiten - würde ich die Hand nicht ins Feuer legen. Vielleicht solltet ihr da doch lieber in gänze auf professionelle Schaukämpfer zurückgreifen?"

Die tut nichts, die will nur Spielen...

Bearbeitet von: Ashara am: 22 Aug 2014 08:56:07 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 24 Aug 2014 : 13:33:12 Uhr

Wenn es einen Unterschied zwischen der gezierten Aufschneiderei eines mittelreichischen Turnierspektakels und einem Theaterstück gibt, dann habe ich ihn bisher noch nicht bemerkt. Decius schürzte verächtlich die Lippen, doch sofort zog er sie wieder gerade.

Er schüttelte bedauernd den Kopf. Sorgsam bemüht, jeden überlegenen oder belehrenden Tonfall aus seiner Stimme fernzuhalten, erläuterte er das Problem. „Ich fürchte, mit professionellen Schaukämpfern würde es nicht funktionieren. Eine solche Vorstellung wäre zu eingespielt, zu glatt, zu ... perfekt. Meine Verwandte ist eine Grandessa. Sie ist mit zivilisierten alanfanischen Arenaspielen und Gladiatorenkämpfen auf höchstem kulturellen Niveau aufgewachsen. Eine reine Theatervorführung von abgebrühten Schaukämpfern ohne jede echte Emotion würde Sie sicher bemerken, selbst wenn sie der Darbietung nur mit einem halben Auge folgt. Darüber hinaus werden wir hierzulande kaum einheimisch wirkende Schaukämpfer in ausreichender Zahl auftreiben können.“

Er beugte sich leicht vor. „Und was die Verschwiegenheit angeht, so mache ich mir keine Sorgen.“ Seine Stimme klang weiterhin leicht und unbeschwert, aber der Ernst in seinen Augen wollte nicht recht zu dem entwaffnenden Lächeln passen, das er zeigte. „Ich bin zuversichtlich, dass auch hiesige Bevölkerung sehr rasch einen ebenso einfachen wie einträglichen Grundsatz des Hauses Paligan begreifen wird: Rede ist Silber, aber Schweigen ist Gold.“ Und wesentlich gesünder.

Decius runzelte kurz die Stirn, als wäre ihm gerade noch etwas eingefallen. „Wo wir gerade hier so einmütig beieinander sitzen, ich hatte gehofft, in den nächsten Tagen noch einmal mit eurem Bruder sprechen zu können. Ich bedauere sehr, dass ich den letzten Monden nicht die Gelegenheit dazu hatte. Um so mehr freue ich mich darauf ihn schon bald wiederzusehen.“ Die Begeisterung in seinem Gesicht war so echt wie ein frisch geprägter Andergaster Dukate. „Die werte Advokatin hat einige äußerst vielversprechende Entwürfe für den Ehevertrag ausgearbeitet, die wir gerne mit Tanrik, aber auch mit euch und meiner Beichtmutter, Schwester Corvina, als den drei an der Eheschließungszeremonie beteiligten Götterdienern besprechen würden.“

Ashara
super aktives Mitglied

1627 Beiträge

Erstellt am: 25 Aug 2014 : 10:11:15 Uhr

"Bei klarem Kopf wird euer Familienwahlspruch sicherlich auch hier zum Tragen kommen, doch wenn das Gold erst mal in die Taverne getragen und in Alkohol umgesetzt wurde, wird sicherlich die ein oder andere Zunge locker werden. Wie sehr dies dann allerdings an das Ohr der Grandessa dringt..." Tsaiane zuckte leichthin mit den Schultern.

"Meinen Bruder erwarte ich spätestens zum Monatsbeginn hierim Dorf. Aber wann genau er hier sein wird, kann ich euch leider nicht sagen, da die Bürokratie seiner Kirche ein recht unberechenbarer Hemmschuh sein kann."

Die tut nichts, die will nur Spielen...

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 26 Aug 2014 : 20:54:39 Uhr

Wie sehr dies dann allerdings an das Ohr der Grandessa dringt... Das wird davon abhängen, wie gut meine Leute ihre Arbeit machen. Decius biss die Zähne zusammen. Dann brachte er ein gequältes Lächeln hervor und quittierte Tsaianes Schulterzucken mit einem unverbindlichen Nicken.

„Wann immer es die Pflichten Eures geschätzten Bruders es erlauben und er es einrichten kann, werden wir gerne seinen ... weisen Rat in Bezug auf den Ehevertrag einholen.“ Ich kann es kaum erwarten, mir wieder seine selbstgerechten Ermahnungen anhören zu müssen. Gebe Phex, das die Winterkalt mit seinen Bedenken fertig wird.

Er neigte höflich vor Tsaiane den Kopf. „Ich danke Euch für Eure Zeit. Ich werde mich nun hinüber nach Wolfswacht begeben, um einen Blick auf die Fortschritte bei den Bauarbeiten zu werfen. Ich fürchte Meister Sensendengler wird entgegen aller Versprechungen den zugesagten Termin für die Fertigstellung von Bellanasruh nicht einhalten können.“ Er unterdrückte ein verärgertes Stirnrunzeln. Wenn dieser sture Baumeister Sklaven an Stelle von bezahlten Arbeitern eingesetzt hätte, dann wäre der Umbau von Tanriks primitivem Wehrhof hin zu einem Lustschluss, dass einer alanfanischen Prinzessin würdig ist, bereits abgeschlossen.

Er erhob sich und gab Saranya einen unmerklichen Wink, seinen Stuhl beiseite zu schieben. Auf dem Weg zur Tür wandte er sich noch einmal zu Tsaiane um. „Ich werde selbstredend dafür Sorge tragen, dass die bereits verteilten Aufrufe zu den Gladiatorenspielen eine entsprechende ... inhaltliche Korrektur erfahren. Und der guten Capitan wird jeden Bewerber auf seine rondrianische Tauglichkeit hin prüfen, auf das keiner seinen Weg in die Arena findet, der für sich selbst oder andere eine Gefahr darstellt, sobald man ihm eine Waffe in die Hand drückt.“

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 30 Aug 2014 : 23:06:00 Uhr

Diago erhob sich mit geschmeidiger Eleganz und nickte Tsaiane zum Abschied höflich zu. „Euer Gnaden.“

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 31 Aug 2014 : 23:39:57 Uhr

Teil 8

Dorf Waldwacht, Ritterlehen Wolfswacht, Grafschaft Waldstein, Königreich Garetien,
8. Efferd 1037 BF, Erdstag, am Abend

Mittags hatte Decius Paligan einen Blick ins Freie getan, aber mehr als einen Blick war die äußere Welt an diesem Tag nicht wert. Es war kalt, und kein Wind ging, der dicke graue Wolkendecke vertreiben konnte. In regelmäßigen Abständen ließ Efferd seinen nassen Segen über das Land niedergehen.

Nachdenklich starrte der alanfanische Gesandte auf die vom Zahn der Zeit gealterte Branntweinflasche, die vor ihm auf dem Tisch stand. Ein Rätsel. Eines, das sich seiner Auflösung entzog. Er seufzte unhörbar. Tatsächlich plagten ihn derzeit eine ganze Reihe von Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Und rational betrachtet war die Branntweinflasche darunter noch seine geringste Sorge. Vielleicht war gerade das der Grund, warum er sich nicht von diesem Rätsel lösen konnte – es hatte nicht das geringste mit der anstehenden Hochzeit zu tun.

Er kräuselte zynisch die Lippen und nahm den Brief, mit dem die Flasche vor einer Woche in Gareth eingetroffen war, ein weiteres Mal zur Hand. Die klare, ausdruckstarke Handschrift seines Vetters Quintilian hob sich gestochen scharf von dem hellen Pergament ab.

Wegstation Dohlfelder, Windhag, 25. Rondra 352 GE

Mein lieber Decius,

ich hätte nicht gedacht, dass ich ausgerechnet in der Wildnis des Windhag Gelegenheit haben würde, mein Bosparano wieder aufzufrischen. Aber dies ist nicht das einzig Bemerkenswerte, dass sich in den letzten drei Tagen hier zugetragen hat. So haben wir hier unter anderen auch den Praios (oder sollte ich besser schreiben Praian?) Priester Brayanokles wiedergetroffen – und wie meine Schwester anmerkte, mag dies wohl kein Zufall gewesen sein. Doch lass mich von vorne beginnen.

Wie ich dir in meiner letzten Korrespondenz berichtete, haben Corvina und ich auf der Reise von der Heimat nach Wolfswacht dieses Mal den Seeweg entlang der Westküste genommen, um den nördlichen Windhag zu bereisen. Eine Landschaft, die, wie ich feststellen muss, so trist und desolat ist, dass einem dagegen selbst die Wüste Khom wie ein Freudenfest der Abwechslung erscheinen muss. Auch das allzeit grässliche Wetter, welches selbst im Rondramond vollumschwänglich dem Herrn Efferd huldigt, hat nicht zu meiner Erheiterung beigetragen. Ich möchte dir an dieser Stelle ganz besonders dafür danken, dass du mir Aurora mit Saranya geschickt hast. Seitdem sie sich in Elenvina anschloss waren wenigsten die Anstrengungen der Reise ein wenig erträglicher. Auch solltest du dir von Aurora unbedingt etwas von dem 341er Rothang kommen lassen.

Decius schmunzelte. Quintilians unterhaltsamer Schreibstil hatte so gar nichts von der umständlichen Förmlichkeit, wie man sie in den staubtrockenen Berichten der Absolventen der nördlichen Magierakademien nur all zu häufig antraf.

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 01 Sep 2014 : 12:25:02 Uhr

Schon auf dem Weg von Elenvina nach Dohlfelder trafen Corvina und ich auf den Apothecarius Greifwin, der mit seiner Gehilfin Brinya reiste – du erinnerst dich vielleicht aus Uhdenwacht an ihn. Der Apothecarius sollte sich auch hier als wertvolle Hilfe erweisen. Vor drei Tagen, am 22. Rondra abends, trafen wir schließlich auf der Wegstation ein. Die Unterkunft war selbst für die Verhältnisse des Nordens erbärmlich. Lange blieb mir nicht diesen Umstand zu bedauern. Es gab dort Verletzte, welche von Ghulbissen infiziert waren. Zudem wurde die Wegstation noch am selben Abend von Untoten und Orken angegriffen. Doch war genug Waffenvolk anwesend, um die Station zu schützen. Im besonderen haben sich hier einige Soldaten der Greifengarde hervorgetan, die uns bereits auf der Hinreise dank des diplomatischen Geleitbriefes guten Schutz boten. Es mehrten sich bald die Hinweise darauf, dass hier das Werk einiger Mirhamionetten Dar’Klajids im Gange war, als vermehrt Personen verschwanden, welche zuvor Schwarzen Wein, ein Erzeugnis welches man aus dem ehemaligen Oron kennt, getrunken hatten. Unter diesen, du wirst es sicher amüsiert zu Kenntnis nehmen, war auch seine Gnaden Brayanokles, der auf seiner Reise nach Uhdenwacht hier Halt gemacht hatte. Die Verschwundenen kehrten zwar bald zurück, doch hatte sie bereits die Sucht nach diesem finsteren Rausche gepackt.

Nach weiteren Zwischenfällen des Nachts und des Morgens begaben wir uns am nächsten Tage wahrhaftig auf Schatzsuche. Wir waren schon auf dem Wege nach Dohlfelder an ein verschlüsseltes Behältnis gekommen. Dieses war des Nachts geöffnet worden und hatte eine Karte preisgegeben. Da ich an dem Tage nichts Besseres zu tun hatte begab ich mich auf die Suche. Und welch eine vortreffliche Sache so eine Schatzsuche trotz mancher Beschwernisse doch ist! Das Hochgefühl, wenn der Schatz erst gehoben ist! Solltest du jemals die Gelegenheit dazu haben, so kann ich dir nur raten es selbst einmal zu unternehmen. Der Inhalt der schlichten Kiste, welche wir fanden, wirkte zunächst reichlich profan: Einige anzügliche Bildchen, ein Buch von zweifelhaftem Unterhaltungswert, eine kaum nennenswerte Menge Gold, einen Bernstein, das Parier eines alten Schwertes und eine Flasche mit Branntwein. Bald aber zeigte sich, dass die meisten dieser Gegenstände auf die eine oder andere Weise noch eine bedeutende Rolle spielen würden. So stellte sich etwa heraus, dass das Gold ein heptasphaerisches Erzeugnis aus Zholvars Domäne ist, welches man auch Blutbeflecktes Gold nennt. Zusammen mit dem Druiden Hafgan (du magst dich noch aus Uhdenwacht an ihn erinnern) und einer Collega aus Lowangen gelang es mir das falsche Gold zu vernichten.

Bei der Erwähnung der Branntweinflasche zuckten Decius Augen kurz zu der noch immer ungeöffneten Flasche, die vor ihm auf dem Tisch stand. Ein Rätsel.

Bereits zuvor hatte man unter der Wegstation einen alten Keller gefunden. Es zeigte sich bald, dass es dieser Keller war, der Corvina ursprünglich überhaupt hierher geführt hatte. Denn es handelte sich bei den in diesem Keller gefundenen Schriften um alte Zeugnisse aus der selben Epoche und vermutlich von dem selben Kulte wie auch das, was in Uhdenwacht gefunden wurde. Von besonderem Interesse darunter war eine Anleitung zu einem Ritual, welches von dämonischen Einflüssen befreit. Hier kam nun auch mein, Hesinde sei Dank, noch nicht allzu eingerostetes Bosparano zum tragen, als ich mich zusammen mit meiner Schwester an eine Übersetzung machte. Du hättest das Gesicht des Zyklopäers sehen sollen, als er dort wieder einmal Praian neben Zatuaria erwähnt fand. Nachdem des Abends die Anhänger Dar’Klajids noch einmal einen letzten Angriff auf die Wegwarte führten und zurückgeschlagen wurden, konnte dann auch des Nachts dieses Ritual erfolgreich vollzogen werden, welches unter der Leitung eines Rahjapriesters die Opfer schließlich von ihrer niederhöllischen Sucht befreite. Hierbei spielte dann auch der Bernstein aus dem Schatze eine zentrale Rolle, der als Symbol Praians das Ritual verstärkte (neben einem Rosenquarze als Symbol Zatuarias wohlgemerkt!). Die Übersetzung dieses in jedem Sinne äußerst nützlichen Rituals befindet sich weiterhin in unserem Besitz und mag noch uns noch in manch anderem Falle von Nutzen sein.

Decius nickte beifällig, während sein Blick den Buchstaben folgte. Typisch Quintilian. Trotz all der dramatischen Ereignisse stets den praktischen Nutzen und die Interessen der Familie im Blick.

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 02 Sep 2014 : 09:24:30 Uhr

Ein Letztes möchte ich nicht unerwähnt lassen. Es scheint, als habe Corvina einige neue Freunde gefunden. Das Parier aus dem Schatz, welches sie zur Verwahrung bei sich trug, hat wohl gehörige Bedeutung für einige Wilde aus dem Gjalskerlande (?). So hatte Corvina im Tausche für dieses sonst wertlose Stück Metall bald eine Leibwache aus diesen Wilden und erhielt gar eine Einladung in deren Heimat. Es war ein kurioser Anblick, die Wilden so besorgt um meine Schwester zu sehen, doch sie schien ihren Gefallen daran zu haben. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht als nächstes in den Kopf setzt, dieses Gjalskerland zu besuchen. Man sagte mir, es befände sich noch weiter im Norden, als selbst die Orken leben.

Und das ist typisch für Corvina. Ob Praiospriester, Golgarit oder felltragender Barbar. Es scheint niemand zu geben, der ihrem ganz besonderen boronischen Charme widerstehen kann. Decius verzog halb amüsiert, halb beeindruckt die Lippen. Der Gedanke, das seine Beichtmutter tatsächlich eine Reise ins Gjalskerland antreten könnte war beinahe absurd. Andererseits hatte die Jüngerin des Raben keine Scheu vor aussichtslos erscheinenden Herausforderungen – und sie zeigte einen unbeugsamen Willen, wenn man versuchte, sie zu ihrem eigenen besten von all zu gefährlichen Ideen abzubringen. Aber wer weiß, vielleicht bringt sie einige der Wilden mit, wenn sie in den nächsten Tagen hier eintrifft. Für die Gladiatorenkämpfe auf dem Rahjaball wäre das auf jeden Fall eine exotische Bereicherung.

Zusammen mit diesem Brief übersende ich dir noch die Flasche Branntwein aus dem Schatze höchstselbst, auf dass er dich des Abends wärmt und zu Höherem inspiriert. Habe keine Sorge, der Apothecarius Greifwin versicherte mir, dass es sich ausschließlich um Brannt handelt. Ich werde vermutlich in etwa drei Wochen in Gareth eintreffen. Sollte ich dich im Seelander nicht mehr finden, so sehen wir uns einige Tage später auf Wolfswacht.

Mit Borons Gruß und den besten Wünschen meiner Schwester verbleibe ich, dein Vetter,
Q.

Decius sann einen Augenblick nach. Quintilians Worte raunten in seinem Verstand. Zusammen mit diesem Brief übersende ich dir noch die Flasche Branntwein aus dem Schatze höchstselbst... Bald aber zeigte sich, dass die meisten dieser Gegenstände auf die eine oder andere Weise noch eine bedeutende Rolle spielen würden...

Grübelnd legte er die Stirn in Falten. Alle diese Gegenstände haben ihre Bedeutung offenbart. Bis auf die Branntweinflasche... Welche Bedeutung hat sie?

Er wünschte sich, Quintilian wäre bereits hier. Der Magier hätte mit Sicherheit eine kluge Antwort gewusst. Und wahrscheinlich hätte er auch für das ein oder andere Problem, das Decius im Zusammenhang mit der Hochzeit Sorgen bereitete, einen brauchbaren Weg anbieten können. Und so wie Quintilians scharfer Verstand und sein Talent für unorthodoxe Lösungen Hilfe für die Sorgen des Verstandes bringen würde, mochte ein Gespräch mit dessen Schwester Corvina, seiner Beichtmutter, die erhoffte Linderung für die Sorgen der Seele bringen.

Der Gesandte starrte einen langen Moment ins Licht der Kerzenflammen. Schließlich zuckte er resignierend die Schultern. Er bedeutete Saranya, die einem stummen Schatten gleich in der Nähe seines Platzes ausgeharrt hatte, die Flasche zu öffnen und ihm einzuschenken. Dann prostete er einem imaginären Quintilian zu und trank.

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 03 Sep 2014 : 10:40:10 Uhr

Diago betrat mit eiligen Schritten das Zimmer, wartete dann aber geduldig, bis der Legat getrunken und das Glas wieder auf den Tisch zurückgestellt hatte.

Er salutierte und reichte Decius mit ausdrucksloser Miene einen schmalen, gerade erst entrollten Pergamentstreifen. "Mein Gewährsmann am Grafenhof in Perricum hat sich gemeldet. Das Schiff der Prinzessin ist eingetroffen."

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 04 Sep 2014 : 19:18:11 Uhr

Decius atmete erleichtert auf. "Endlich."

Für einen Augenblick schien das Gewicht, das seit Tagen auf seinen Schultern lastete spürbar leichter zu werden. Dann blickte er ungläubig auf die knappen Worte der Nachricht. "Sie hat was?"

Der Capitan zuckte vielsagend mit den Schultern. Die Geste war nicht so unbeteiligt, wie sie aussehen sollte.

Decius Finger ballten sich um den Pergamentstreifen. Seine Unterlippe zitterte vor mühsam kontrolliertem Zorn. "Dieses Mädchen war als ihre persönliche Leibdienerin und Zofe vorgesehen. Eine vorzüglich ausgebildete Haussklavin, man kann sie nicht einfach ersetzen. Was denkt Bellana wo sie hier ist?" Glaubt sie, sie kann im Mittelreich an jeder Ecke neue gutausgebildete Sklaven kaufen?

Sein Blick streifte den Offizier und kehrte dann zurück zu dem Pergament in seiner Hand. "Sende ihr zwei von deinen besten Leuten entgegen. Sie sollen Bellana in Gareth treffen und dafür sorgen, dass sie sicher und ohne Umwege hierher gelangt."

Er presste die Hände gegen die Schläfen. Sein Kopf schmerzte, sein Nacken war angespannt und fest wie Holz. Mit einer beiläufigen Geste bedeutete er Saranya heranzukommen und ihm den Nacken zu massieren. "Ist seine Gnaden Praiodan inzwischen eingetroffen?", erkundigte er sich ohne echte Neugier.

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 04 Sep 2014 : 20:26:06 Uhr

Diago schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Aber Don Quintilian und die Jüngerin des Raben Corvina sind vor kurzem angekommen." Die Ankunft seiner eigenen Cousine Aurora, die den Magier und die Borongeweihte begeleitet hatte, ließ er wie zufällig unerwähnt. "Sie sind gerade dabei, sich von den Strapatzen der Reise zu erholen. Willst du sie sehen?"

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 04 Sep 2014 : 22:06:36 Uhr

Decius nickte langsam. "Bring sie her. Es gibt Dinge, die ich mit meinem Vetter besprechen muss." Nach einem kurzen Atemholen setzte er leiser hinzu: "Und auch mit meiner Beichtmutter." Auch wenn mir dieses Gespräch zweifellos weitere Kopfschmerzen bereiten wird.

Er rieb sich die pochende Stirn. "Und sag Aurora sie soll mir etwas für meinen Kopf zusammenmischen."

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 05 Sep 2014 : 15:33:33 Uhr

Diago verzog bei der Erwähnung von Auroras Namen schwach die Mundwinkel. Er salutierte stumm und entfernte sich, um die Anweisungen des Legaten auszuführen.

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 05 Sep 2014 : 16:13:41 Uhr

Decius starrte finster auf die Kerzenflammen. Obgleich Saranyas kundige Finger geschickt seine verkrampften Nackenmuskeln lockerten konnte er sich nicht recht entspannen. Er seufzte lautlos. Bellana benötigte eine Leibsklavin, zumindest für die Zeit der Hochzeitsfeierlichkeiten, das gebot der Anstand. Eine alanfanische Prinzessin konnte sich schwerlich von ihrem Leibwächter oder ihrem Leibmedicus beim Anlegen ihrer Garderobe helfen oder bei Tisch aufwarten lassen. Aber das bedeute, dass er ihr in Ermanglung anderer vertrauenswürdiger und hinreichend geschulter Bediensteter seine eigene Leibdienerin zur Verfügung stellen musste. Und das ausgerechnet jetzt, wo er ihre treuen Dienste dringend selbst benötigte. Saranya war gerade erst vor wenigen Tagen aus dem Windhag zurückgekehrt. Sie Quintilian auszuleihen war eine Sache. Aber Bellana? Sie hatte bereits als Kind Spaß daran, das Spielzeug ihrer Geschwister kaputt zu machen. Er verzog grimmig Lippen. Diese Eheschließung hat mich schon so viel gekostet. Ich werde nicht scheitern. Nicht so kurz vor dem Ziel.

Sein Blick wanderte zu der geöffneten Branntweinflasche und verharrte dort. Es war durchaus möglich, dass Quintilian mit seinem Geschenk etwas höheres im Sinn gehabt hatte und ihm die Flasche nicht nur dafür geschickt hatte, dass er sich an einem düsteren Abend sinnlos damit betrank. Für diesen Fall war es wohl besser, wenn sie nicht mehr halb geleert auf dem Tisch stand, wenn sein Vetter eintraf. Er bedeutete Saranya mit einer raschen Geste Flasche und Glas zu entfernen, vermied es dabei aber, in ihre Richtung zu sehen. Etwas in ihm schreckte davor zurück ihrem Blick zu begegnen. Sie weiß es auch. Es muss sein. Es gibt keine andere Lösung.

Bearbeitet von: Räuberwald am: 08 Sep 2014 13:28:33 Uhr

Borian
fleißiges Mitglied

169 Beiträge

Erstellt am: 05 Sep 2014 : 20:04:56 Uhr

Praiodan von Gerrich erreicht das Dorf mit sichtlicher Verwunderung ob der Bauarbeiten. Mit finsterer Mine steigt er von seinem Pferd und sucht als erstes seine Schwester auf, um sich nach seinem längeren Tempel Aufenthalt in Gareth auf den aktuellen Stand bringen zu lassen und sich dann auf den Weg zum Anwesen zu machen um Don Palligan aufzusuchen.

Du schuldest der Welt noch einen Tod

KalterAlrik
fleißiges Mitglied

168 Beiträge

Erstellt am: 05 Sep 2014 : 20:19:57 Uhr

Wenig später kehrte Diago zurück. Er hob die Faust auf Herzhöhe und kündigte die ihm folgenden Geschwister an: "Don Quintilian Kalando-Paligan und ihre Gnaden Corvina Salomé Kalando."

Capitan Diago Delazar – Offizier der Schwarzen Armada, Strategischer Berater des Alanfanischen Gesandten

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 05 Sep 2014 : 21:42:00 Uhr

Decius erhob sich um den Neuankömmlingen entgegenzutreten. Er umarmte Quintilian mit großer Geste, der der übliche Hauch einer Inszenierung anhaftete, und beugte sich vor, um seinen Verwandten theatralisch auf beide Wangen zu küssen. "Quintilian! Es tut gut dich zu sehen, Vetter." In seiner Stimme klang eine Ernsthaftigkeit mit, die die Oberflächlichkeit der Begrüßungsworte Lügen strafte.

Dann wandte er sich der Borongeweihten zu und verneigte sich mit ehrlichem Respekt vor seiner Beichtmutter. Jede Überheblichkeit war aus seinen Zügen verschwunden. "Ich danke Boron für Eure sichere Rückkehr aus ... der Heimat, Euer Gnaden. Die Monde, die ich ohne Euren Rat und Beistand verbringen musste waren eine schwere Prüfung für meine Seele." All meine Berater und Bediensteten sind gefangen im Netz der Verpflichtungen und Lügen. Aber ihr habt Euch nie davor gefürchtet, die nackte Wahrheit auszusprechen. So unbequem sie auch war.

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 06 Sep 2014 : 08:11:30 Uhr

Quintilian war nicht begeistert gewesen, dass Decius ihn so kurz nach der Ankunft in Waldwacht schon sehen wollte. Er hatte sich gerade mit Salomé zu einem Glas Wein zurückgezogen, als Diago in seiner typisch militärischen Art an die Tür geklopft hatte. ‘Jetzt nicht’ hatte er dem Capitano schon antworten wollen, doch schnell hatte die jahrelange Gewöhnung den Impuls unterdrückt und er begab sich zusammen mit seiner Schwester zu Decius Quartier.

“Decius! Welch Freude dich wohlbehalten wiederzusehen!” Routiniert vollzog Quintilian das Begrüßungsritual, wie es die Etikette gebot. Er hoffte, Decius würde seine Verstimmtheit ob der Unterbrechung seiner Ruhe nicht bemerken. Bei Decius Worten an seine Schwester musste er innerlich mit dem Kopf schütteln. ‘Dachte er wirklich, seine Schwester würde ihm diese Worte abnehmen?’ Quinitilian glaubte nicht, dass Decius sich jemals auf irgendwen wirklich verlassen hätte oder sich irgendwem anvertraut hätte. Dazu war er viel zu vorsichtig. Vielleicht sogar paranoid. Aber das musste man wohl sein, wenn man auf dem Silberberg ganz oben mitzuspielen gedachte.

“Womit können wir dir helfen, Decius?” Quintilian nahm ein Stück von dem Konfekt, dass Saranya ihm dareichte und nahm kauend auf dem Sofa platz.

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 06 Sep 2014 : 16:02:16 Uhr

Corvina hat ein leichtes Schmunzeln kaum unterdrücken können, als es bereits kurz nach ihrer Ankunft in Waldwacht an der Tür klopfte. 'Ich hab es dir doch gesagt,' schien ihr Blick auszudrücken, mit dem sie Quintilian bedachte, bevor sie ihm zum Legaten folgte.

Sie beobachtete die Begrüßung der beiden Männer und lauscht dann den Worten des Legaten an sie. Einige Herzschläge blickt sie Decius lediglich schweigend an, bevor auch sie respektvoll den Kopf neigt: "Der göttliche Rabe mit Euch, Euer Exzellenz." Ihr Blick sucht wieder den des Gesandten: "So Ihr das Bedürfnis nach einem ruhigen Gespräch habt, lasst es mich bitte wissen."

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 07 Sep 2014 : 01:29:21 Uhr

Decius nickte bestätigend. "Ich wollte Euch in der Tat um ein vertrauliches Gespräch bitten, Euer Gnaden. Ich hoffe auf Euren Rat in einigen schwierigen ... spirituellen Fragen." Auch wenn die Dämonen, die an mir nagen keine sind, die Ihr austreiben könnt.

Auf Quintilians Frage hin fixierte er den Magier mit dunklem, brennenden Blick. "Die Hochzeit ist in Gefahr, Quintilian! Meine Feinde rüsten sich im Verborgenen und spinnen ihre Ränke." In seiner Stimme schwang ein Hauch der paranoiden Furcht mit, die viele Granden befallen hatte. "Und damit nicht genug. Xeledon scheint seinen Spott mit mir zu treiben und legt mir allenortens Hindernisse in den Weg. Bellana ist gerade erst in Perricum eingetroffen. Sie wird zweifelsohne ihren Weg über Gareth wählen und es kaum eilig haben die Capitale des Mittelreichs gegen ein schlammiges Dorf in der Provinz zu tauschen." Er holte hektisch Luft. "Wir können uns keine weiteren Verzögerungen mehr leisten. Bellana muss so schnell wie möglich nach Waldwacht kommen. Ihre Gnaden Tsaine lauert schon darauf, sie in die Finger zu bekommen, um sich mit ihr ins Einvernehmen zu setzen und sicherzustellen, dass die Braut sich darüber im klaren ist, worum es bei dieser Hochzeit geht." Er kräuselte die Lippen und hob die Hände in einer Geste der Verzweiflung. "Und Praiodan von Gerrich ist wahrscheinlich bereits auf dem Weg hierher, um diesen elenden Ehevertrag mit mir zu diskutieren..."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 07 Sep 2014 : 16:12:07 Uhr

“Aha.” 'Entweder Decius hatte einen gewaltigen Hang zum Dramatischen oder er wurde wirklich langsam Paranoid.' Quintilian zog die Augenbrauen hoch und verspeiste ein zweites Stück Konfekt, ehe er antwortete: “In diesem Falle wäre es wohl am besten, wenn ich eine Geflügelte Schlange rufe, sie dreimal über Waldwacht kreisen lasse und anschließend ausschicke, um die gute Bellana gleich auf dem Weg von Perricum nach Gareth aufzugreifen und geradewegs durch den Limbus hierherzubringen. Das wird die beiden von Gerrichs mit Sicherheit für einige Tage von allen Hochzeitsangelegenheiten ablenken und Bellana wäre in wenigen Stunden bereits hier. Vielleicht wäre sie ein wenig mitgenommen, aber dann zickt sie wenigsten nicht so rum.” Mit einem kurzen Seitenblick zwinkerte er seiner Schwester zu, ehe er sich mit erwartungsvollem Blick wieder Decius zuwendete. "Was hieltest du davon?"

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Bearbeitet von: pmd am: 07 Sep 2014 16:14:54 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 08 Sep 2014 : 13:31:20 Uhr

Auf den Zügen des Gesandten zeichneten sich in rascher Folge eine Vielzahl heftiger Gefühlsregungen ab, ehe er zu dem gewohnten, unverbindlichen Lächeln zurückfand, das er gemeinhin in der Öffentlichkeit zu tragen pflegte. "Ein faszinierender Gedanke. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich deine erfrischende Vorschläge vermisst habe und wie sehr du mich mit dieser Idee in Versuchung führst, Vetter", flüsterte er anerkennend. "Allein die Vorstellung... Und da sagen die Leute immer, Magie sei keine Lösung für die Probleme, die uns wirklich zu schaffen machen."

Im Grunde geht es gar nicht darum, es wirklich zu tun, gestand er sich ein. Es ist die Möglichkeit, es befehlen zu können, wenn einem danach ist, die es so faszinierend macht. Das Gefühl von Macht. Für einen Augenblick gestattete er sich, das Bild in seiner ganzen Pracht zu genießen und das manische Brennen in seinen Augen wich einem amüsierten Funkeln.

Aber du wirst Quintilian diesen Befehl niemals erteile. Weil dir der Mut dafür fehlt. Der bittere Geschmack der Ernüchterung verwandelte sein Lächeln in eine schiefe Grimasse. "Ich werde ihr Saranya überlassen müssen", sagte er unvermittelt.

Nach einer kurzen Pause setzte er erklärend hinzu: "Bellana hat die Leibsklavin, die für sie vorgesehen war ... verschlissen. Und die beiden angeworbenen thalusischen Dienerinnen haben nach der Ankunft in Perricum ihre Verträge aufgekündigt. Wir werden so kurzfristig keinen Ersatz finden und eine alanfanische Prinzessin kann nicht ohne standesgemäße Dienerschaft auftreten. Schon gar nicht auf ihrer eigenen Hochzeit."

pmd
Moderator

381 Beiträge

Erstellt am: 10 Sep 2014 : 16:01:43 Uhr

“Bellana hat also ihre Leibsklavin verschlissen?” Quintilian lachte. “Ganz so fordernd hatte ich die gute Bellana gar nicht in Erinnerung. Da wird sich der gute Tanrik ja noch auf so einiges gefasst machen müssen. Denn sind nicht letztlich alle Ehemänner die Sklaven ihrer Frauen?”

Er schaute zu Saranya, die mit dem Tablett hinter Decius stand. Lange musterte er die Sklavin, als versuchte er in ihren Kopf zu blicken. Quintilian nickte: “Saranya wird für die Hochzeit genügen. Sie weiß was zu tun ist. Insbesondere ist sie schlau genug, sich nicht verschleißen zu lassen.” ‘Vielleicht ein wenig zu schlau’, fügte er in Gedanken noch hinzu. “Anschließend muss es deine Sorge nicht mehr sein und die gute Bellana wird selbst sehen müssen, wo sie bleibt.”

Quintilian Kalando-Paligan, Präfekt von El'Arrat

Hiraya
fleißiges Mitglied

124 Beiträge

Erstellt am: 10 Sep 2014 : 22:17:09 Uhr

Saranya stand schon eine Weile verkrampft auf ihrem Posten. Mit der Nachricht von Bellana hatte sie Panik ergriffen.

Sie hatte Mühe das Tablett gerade zu halten. Ihre Finger waren kalt und steif, Angstschweiß klebte auf ihrer Haut. Zu oft hatte sie Bellana erlebt oder von ihr gehört. Sie wusste ganz genau, wovon ihre Herren sprachen: 'verschlissen', 'muss ersetzt werden'. Zu gut konnte sie sich vorstellen, was da geschehen war.

Nervös lauschte sie dem Gespräch, brachte ihren Herren Getränke und Süßspeisen dar und versuchte, nicht aus ihrer Rolle zu fallen.

Sie hatte nicht geglaubt, dass es nach den Schrecken auf Uhdenwacht noch schlimmer werden konnte. Innerlich betete sie verzweifelt zu Boron und seinen Geschwistern. 'Lasst mich nicht ihre Leibsklavin werden. Lasst mich nicht...'
Dann kam ihr wieder ein Satz aus ihrer Kindheit in den Sinn: 'Mädchen, sei bereit für deinen Herren zu sterben. Er ist dein Herr!'

Sie sah Decius an, wie er angespannt vor ihr saß. Sie hatte ihn seit über einem Götterlauf nicht mehr entspannt gesehen. Dann das Desaster in Gareth... Nein, das wollte sie nicht noch einmal erleben!
Bei der Erinnerung traten ihr Tränen in die Augen. Dann musste sie an Ulfgar denken, wie er trotz seiner Wunden immer wieder in den Kampf gerannt war. Sie nahm all ihren Mut zusammen und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

Dann kam die Erleichterung, oder zumindest ein wenig Erleichterung, es sollte nur für die Feierlichkeiten sein!

Sie verneigte sich leicht in Richtung Quintilian und sprach:
"Oh, ich bin mir sicher ich kann ihr dabei behilflich sein, den Nordländern ihre Güte zu zeigen."
Und in Gedanken zu den Göttern: 'Bitte lasst mich nicht mit ihr alleine sein, wenn sie..' Doch den Gedanken beendete sie nicht.

Emerencia Peretoz - Bedienstete der al'anfanischen Gesandtschaft - Silbertaler 1
Zara del Santa Cerbula - Novizin der Herrin Rahja - Weinblatt 1, Spur des Blutes 3
Hildelind von Weißenborn-Kuhne zu Auenbach - Darpatische Ritterin - Bruderzwist 2
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Daria - Jägerin - Geschichten aus dem Reichsforst 2
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Saranya Ulfgarsdottir - Ehemalige Sklavin - Traumwelten 2/3/4, Silbergroschen 4, Spur des Blutes 2, Zur singenden Herberge 1
Irmgard aus Weiden - Rekrutin der Wehrheimer Kaiseradler - Orklande 3, Bruderzwist 1

Shalyriel
fleißiges Mitglied

466 Beiträge

Erstellt am: 11 Sep 2014 : 06:53:31 Uhr

Corvina mischt sich nicht ein in das Gespräch der beiden Männer. Lediglich als Quintilian die Möglichkeit anspricht einen Dämon zu rufen um Belana abzuholen, huscht Unbehagen über ihre Miene. Aber sie atmet lediglich tief durch und schweigt.

Auch Belanas Verschleiß an Sklaven lässt sie unkommentiert; schüttelt nur kurz den Kopf. 'Die gute Frau wird lernen müssen, dass sie hier nicht so einfach an Ersatz kommen kann wie noch in Al'Anfa', denkt sie bei sich, während ihr Blick zu Saranya gleitet.
'Wenn Quintilian recht hat, wird sie auf sich aufpassen können.'

Aurora-Orga (PzE)

'Who saves a man, saves the World.'

Bearbeitet von: Shalyriel am: 12 Sep 2014 17:32:49 Uhr

Räuberwald
Senior Mitglied

812 Beiträge

Erstellt am: 11 Sep 2014 : 20:17:55 Uhr

Decius hob auf Quintilians Scherz hin pflichtschuldig die Mundwinkel zum Zerrbild eines Lächelns, vermied es aber weiterhin beständig in Saranyas Richtung zu sehen.

Bei den weiteren Worten des Magiers kehrte die Entschlossenheit in seine Blick zurück. „Es ist nur für die Hochzeit und nicht einen Tag länger“, bestätigte er. Es wird schon nicht so schlimm werden, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Aber tief in seinem Inneren wusste er es besser.

Als Saranya das Wort ergriff, zuckte sein Blick kurz in ihre Richtung. Ihre Stimme klang fest und entschlossen, doch in ihren Augen glaubte er Tränen der Verzweiflung zu erkennen. Er sah rasch fort. Hier geht es um Dinge, die größer sind als das Wohl einer Einzelnen. Ich werde keine Schwäche zeigen. Er ballte die Hände zu Fäusten. Sie ist nur eine Sklavin. Sie wurde geboren um zu dienen, das ist ihr göttergebener Platz.

Decius zwang sich seine Gedanken auf die unmittelbare Zukunft zu richten. Es gab noch viel zu tun. Er wandte sich Corvina zu und verneigte sich leicht vor seiner Beichtmutter. "Ich danke Euch für euer Kommen, Euer Gnaden. Ich will Euch nicht länger von der wohlverdienten Ruhe nach der langen Reise abhalten. Aber ich würde mich freuen, wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt die Gelegenheit für ein vertrauliches Gespräch finden würden."

Er nickte Quintilian zu. "Wenn du wohl noch einen Augenblick Zeit hättest, Vetter?"

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